Seit Sommer ist sich der rot-schwarze Senat einig: Eine neue Wohnungsbauförderung wird aufgelegt – 320 Millionen Euro, verteilt auf fünf Jahre. Verwaltet werden sollen die Mittel durch einen Wohnungsbaufonds, der die Förderprojekte auswählt. Doch die Wirtschaft mauert: Geld sei nicht das Problem, so etliche Teilnehmer des diesjährigen „Immobiliendialogs“, den die Investitionsbank Berlin im September veranstaltete.
„Es müssen dringend Neubauprojekte realisiert werden – und zwar jeglicher Art“, begründet Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) beim Aufeinandertreffen von Politik und Immobilienwirtschaft seinen Entschluss, einen Wohnungsbaufonds einzurichten und damit einen geförderten Berliner Wohnungsbau neu anzukurbeln. 10.000 bis 12.000 Wohnungen pro Jahr sollen künftig gebaut werden. Ein hohes Ziel im Vergleich zu den aktuellen Zahlen: Im Jahr 2012 sind gut 4000 neue Wohnungen entstanden, im laufenden Jahr werden es um die 7000 sein.
Doch so sehr die privaten Unternehmen Müllers Interesse am Neubau schätzen – an der Art der Förderung scheiden sich die Geister. Die Finanzierung ist jedenfalls nicht das Problem. „Früher gab es zu wenig Kapital am Wohnungsmarkt, heute ist es eher zu viel“, sagt Stadtentwicklungsforscher Bernhard Faller beim Immobiliendialog. Auch Jörg Wollenberg von der Berliner Baugenossenschaft und Laurentius Hegemann, Geschäftsführer der Kondor Wessels Holding, die in Tegel und Spandau Neubauprojekte plant, sehen nicht fehlendes Geld als größtes Hindernis, in Berlin zu bauen, sondern mangelnde Planungssicherheit. „Es kann nicht sein, dass wir ein Grundstück kaufen und erst nach und nach über einen längeren Zeitraum erfahren, welche Bedingungen an dessen Bebauung gestellt werden“, beklagt sich Wollenberg. Als Vorstand der Berliner Baugenossenschaft müsse er nicht dazu aufgefordert werden, in sozialer Weise Wohnungen zu bauen, das stünde schließlich in seiner Satzung. Doch die Stadt müsse auch dafür sorgen, dass das aus wirtschaftlicher Sicht möglich sei.
Wiebke Schönherr
MieterMagazin 10/13
Neubau muss sich planungssicher rechnen, sagt die Bauwirtschaft
Foto: Christian Muhrbeck
07.11.2013