Der Protest gegen steigende Mieten und für bezahlbaren Wohnraum schließt sich zunehmend zusammen, auch auf internationaler Ebene. Bei einem europaweiten Aktionstag haben am dritten Oktoberwochenende in rund 20 Städten Europas gleichzeitig Veranstaltungen gegen Obdachlosigkeit, Spekulation mit Leerstand und die Verdrängung von Mietern aus Innenstädten stattgefunden – unter anderem in Berlin, Rom, Lissabon, Paris und Warschau.
Beteiligt an dem Aktionstag haben sich von Berliner Seite aus unter anderem „Kotti & Co“, das Bündnis „Zwangsräumungen verhindern“ und „Studis gegen hohe Mieten“. Einige Protestler stürmten dabei in Lichtenberg ein leerstehendes Gebäude, um es für Obdachlose nutzen zu können. Die Polizei räumte das Haus nach vier Stunden.
Dass man „zusammen weniger allein ist“, hatten die beteiligten Initiativen und viele weitere Berliner Kiez-Protestler bereits vor einigen Monaten entdeckt und sich daraufhin in ihrem Widerstand gegen Investoren und die aktuelle Mietenpolitik zu dem Bündnis „Keine Profite mit der Miete“ zusammengetan. Auch Bürgerinitiativen aus anderen deutschen Städten haben sich der Protest-Gruppe angeschlossen.
Anstatt sich nun isoliert voneinander etwa gegen die Bebauung der Bautzener Brache, für die Erhaltung des Tempelhofer Feldes oder für Milieuschutz in Moabit einzusetzen, haben sie zusammen das große Ganze in den Blick genommen: „Uns eint das Ziel: Die Stadt muss denjenigen gehören, die sie bewohnen“, sagt dazu Enrico Schönberg von „Keine Profite mit der Miete“. „Niemand soll Profit daraus schlagen, dass andere auf ein Dach überm Kopf angewiesen sind. Das Bündnis will das System umkrempeln: Investoren raus, Staat rein, Wohnraum soll vergesellschaftet werden. Zu ihrer ersten größeren Gemeinschaftsaktion, einem bundesweiten Protesttag gegen Verdrängung und gegen Wohnraum als Investitionsanlage, hatte das Bündnis bereits am letzten Sonnabend des September aufgerufen.
Bei der Demonstration zogen nach Angaben des Bündnisses an diesem Tag in Berlin rund 2500 Menschen durch Kreuzberg nach Friedrichshain, laut Angaben der Polizei waren es um die 1000. In Hamburg beteiligten sich etwa 2000 Bürger an einer Demonstration gegen steigende Mieten. In weiteren sechs Städten, darunter Freiburg und Düsseldorf, protestierten insgesamt weitere etwa 2000 Menschen.
Wiebke Schönherr
MieterMagazin 11/13
Beim bundesdeutschen Protesttag am 28. September protestierten 2500 Berliner Mieter gegen hohe Mieten und Verdrängung
Foto: Peter Homann
28.11.2013