Nach langem Tauziehen um das Projekt „Pankower Tor“ auf dem ehemaligen Güterbahnhof Pankow ist ein Kompromiss gefunden worden. Der Investor darf ein umstrittenes Einkaufszentrum bauen. Dafür muss er ein Drittel der zu bauenden Wohnungen zu günstigen Konditionen vermieten.
Im Jahr 2009 kaufte Kurt Krieger, Eigentümer der Möbelhausketten Höffner und Sconto, das 40 Hektar große Gelände. Die Fläche erstreckt sich über fast zwei Kilometer Länge zwischen den S-Bahnhöfen Pankow und Pankow-Heinersdorf. Am nordöstlichen Ende, nahe der Autobahn A 114, möchte Krieger ein Möbelhaus mit 40 000 Quadtratmetern und ein Einkaufszentrum mit 30.000 Quadratmetern Fläche errichten. Eine solche Einzelhandelskonzentration fernab der gewachsenen Einkaufsstraßen macht den Stadtplanern im Bezirk und bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Bauchschmerzen, denn sie steht im Widerspruch zum „Stadtentwicklungsplan Zentren“. Der geplante Einkaufs-Tempel ist deutlich größer als das Rathaus-Center in Alt-Pankow und könnte viel Kaufkraft aus den Einkaufsstraßen abziehen.
Seit August 2012 laufende Gespräche, mit denen die strittigen Punkte zwischen Krieger, dem Bezirk und dem Senat geklärt werden sollten, standen mehrfach vor dem Scheitern. Nach eineinhalb Jahren konnte Krieger die Einwände mit einem Angebot aus der Welt schaffen: Von den 750 Wohnungen, die im Mittelbereich des Geländes geplant sind, werden 250 über 20 Jahre zu Nettokaltmieten von 5,50 Euro pro Quadratmeter vermietet, weitere 250 zu Preisen zwischen 8 und 10 Euro, der Rest zum Marktpreis. Außerdem verspricht Krieger, auf eigene Kosten einen kleinen Park anzulegen und dem Bezirk Teilflächen für den Bau von zwei Schulen zu überlassen.
Bemerkenswert: 5,50 Euro sind deutlich preiswerter als die im Neubau-Konzept des Senats angestrebte Förderung. Für die Aussicht auf gute Geschäfte wird der Möbelmogul also sogar zum Vorreiter im Sozialen Wohnungsbau. Es müsste allerdings noch sichergestellt werden, dass die billigen Wohnungen nicht alle an der lauten Bahnstrecke gebaut werden, um so als „Lärmschutzwand“ für die teureren Wohnungen in ruhiger Südlage zu dienen.
Jens Sethmann
MieterMagazin 3/14
Auf dieser Brache sollen neben einem Einkaufszentrum auch preiswerte Wohnungen entstehen
Foto: Nils Richter
10.03.2014