Am 18. März 1963 kündigte Willy Brandt, damals Regierender Bürgermeister, in seiner Regierungserklärung im Berliner Abgeordnetenhaus eine Flächensanierung an, die West-Berlin ein neues Gesicht geben sollte.
250.000 Wohnungen galten als abbruchreif, 56.000 Wohnungen – zum Teil ganze Straßenzüge – wurden als ein erster Schritt zum Abriss freigegeben. Heinrich Kuhn fotografierte im Auftrag des Berliner Senats die zum Abriss vorgesehenen Straßenzüge, Wohnungen, Treppenhäuser, Fassaden, Hinterhöfe und auch den Abriss selbst. Jeder West-Berliner sollte sich eine helle, moderne Wohnung mit Zentralheizung, Innentoilette und Warmwasser leisten können. Skeptiker warnten, dass die „Kahlschlagsanierung“ mit anschließendem Neubau das Doppelte einer Sanierung der Altbausubstanz kosten werde. Und die Kritiker sorgten auch für eine Wende: 1983 wurde dann die behutsame Stadterneuerung Programm.
rb
MieterMagazin 6/14
Heinrich Kuhn: Armutszeugnisse. West-Berlin vor der Stadterneuerung in den sechziger Jahren. Berlin: Edition Braus 2014. 29,95 Euro
02.06.2014