Seit 1. Mai muss bei einer Wohnungsbesichtigung auch der Energieausweis des Wohngebäudes vorgelegt werden. Stichproben ergaben: Kaum ein Vermieter oder Makler hält sich daran. Und auch der Ausweis selbst ist nicht gerade verbraucherfreundlich. Das Bündnis Energieausweis fordert sowohl ein verständliches als auch ein rechtlich verlässliches Dokument.
Enttäuschend nannte das Bündnis Energieausweis die Resultate einer Stichprobe. Unter Federführung des Deutschen Mieterbundes (DMB) waren 77 Wohnungen in Berlin, Stuttgart, Wiesbaden, Hannover, München und Dresden besichtigt worden. Lediglich acht Mal (10,4 Prozent) wurden den Interessenten Energieausweise ganz selbstverständlich vorgelegt. In 54 Wohnungen war selbst auf eine Nachfrage hin das Dokument nicht zur Hand. Das zeige, so Lukas Siebenkotten, Bundesdirektor des DMB, dass geltendes Recht nur mangelhaft umgesetzt werde. „Insbesondere das Desinteresse der Makler ist bedenklich, da diese als professionelle Unterstützung für Vermietung und Verkauf engagiert werden.“
Dabei ist es seit Inkrafttreten der neuen Energieeinsparverordnung (EnEV) am 1. Mai diesen Jahres Pflicht, bei Verkauf, Vermietung, Verpachtung oder Leasing spätestens mit der Besichtigung einen Energieausweis vorzulegen. Ein Verstoß gilt als Ordnungswidrigkeit und kann mit einem Bußgeld bis zu 15.000 Euro geahndet werden.
Der neue Energieausweis basiert nicht auf dem Durchschnittsverbrauch einzelner Nutzer, sondern gibt Auskunft über den energetischen Zustand eines Wohngebäudes. Um das jedoch richtig einschätzen und werten zu können, so kritisiert das Bündnis Energieausweis weiter, müsste die energetische Beschaffenheit eines Gebäudes auch vergleichbar und verständlich dargestellt werden und rechtlich belastbar sein. Dies sei bei dem jetzigen Energieausweis nicht der Fall. Von den Verbrauchern werde er nicht angenommen.
Das Bündnis Energieausweis fordert von der Bundesregierung eine ambitionierte Reform des Ausweises.
Rosemarie Mieder
MieterMagazin 10/14
Der Energieausweis muss jetzt vorgelegt werden, doch diese Pflicht verläuft im Sande
Foto: Christian Muhrbeck
07.11.2014