Trotz Umweltzone, Verkehrsplanung und Schadstofffiltern für Linienbusse – die Belastung der Berliner Luft mit Stickstoffdioxid und Feinstaub ist nicht entscheidend gesunken. Schuld daran sind unter anderem der Verkehr und die vielen Baustellen in der Stadt – aber auch der Dreck, den der Wind von den Nachbarn im Osten zu uns bringt.
Die gute Nachricht zuerst: Berliner Luft ist sauberer geworden. Zumindest was Schadstoffe wie Schwefeldioxid, Benzol, Kohlenmonoxid und Schwermetalle angeht. Allerdings wartet der aktuelle Luftreinhalteplan der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt auch mit einem negativen Ergebnis auf: Die Belastung mit Stickstoffdioxid und Feinstaub (Fachbegriff: PM10) sank in den zurückliegenden fünf Jahren nicht wesentlich. Bei diesen beiden Schadstoffen konnten die „anspruchsvollen europäischen Luftqualitätsgrenzwerte nicht eingehalten werden“, so der Bericht. Berlin musste nun in Brüssel um eine Fristverlängerung für die Umsetzung der vorgegebenen Werte bitten.
„Der wichtigste lokale Verursacher hoher Luftbelastung“, heißt es im Bericht, “ ist weiterhin der Berliner Straßenverkehr.“ Das trifft ganz besonders auf die Verschmutzung mit Stickstoffdioxid zu. So wurden noch bis 2010 am Hardenbergplatz, in der Schildhornstraße, der Silbersteinstraße, der Frankfurter Allee und der Karl-Marx-Straße besonders hohe Jahresmittelwerte gemessen. Die Hauptverursacher: Autokolonnen, Staus, starker Busverkehr. Die Einführung der Stufe 2 der Umweltzone 2010, eine umwelttechnische Nachrüstung bei Linienbussen, Tempolimits und bessere Verkehrsplanung konnte den Stickstoffausstoß zwar vor allem an Hauptverkehrsachsen reduzieren, aber für das Stadtgebiet doch nicht entscheidend senken.
Das gilt auch für die Belastung mit Feinstaub. Gerade die ist allerdings nicht ausschließlich selbstverschuldet. Verursacher sind zwar einerseits die vielen Berliner Baustellen, auf denen Maschinen mit hohem Schadstoffausstoß laufen, und durchaus auch die immer beliebteren Öfen und Kamine, in denen Holz und auch Kohle verbrannt werden. Aber der „grenzüberschreitende Transport der feinen Staubpartikel“ spielt ebenso eine große Rolle. Industrie und Hausheizungen unserer osteuropäischen Nachbarn haben noch immer einen hohen Schadstoffausstoß, der sich bei Ostwind in der Stadt deutlich bemerkbar macht.
Die Senatsverwaltung listet Maßnahmen auf, die es in den kommenden Jahren umzusetzen gilt. Zu denen gehören die Pflanzung von 10.000 neuen Straßenbäumen und die Erprobung von Fassaden- und Dachbegrünungen, die Förderung von Erdgas- und Elektrofahrzeugen und die Neuorganisierung des Reisebusverkehrs, der gerade in der touristisch attraktiven Innenstadt bis zu 17 Prozent mehr Dieselruß und 15 Prozent mehr Stickstoffdioxid in die Luft pustet.
Keine Erweiterung der Umweltzone
Eine Erweiterung der strengen Auflagen der Umweltzone 2 über den bisherigen Innenstadtring hinaus in die Vororte ist laut Bericht nicht geplant. Maßnahmen sollten verursachergerecht und verhältnismäßig bleiben. Dazu gehöre es, in einen hilfreichen Dialog mit den osteuropäischen Nachbarn zu kommen. Aber auch eigene Entwicklungen muss man im Auge behalten. Vor allem die Folgen einer zunehmend dezentralen Stromerzeugung durch Mini-Blockheizkraftwerke für die Luftbelastung sind noch nicht abzusehen. Denn für diese Anlagen gelten weit weniger strikte Umweltvorgaben als für große Kraftwerke.
Rosemarie Mieder
MieterMagazin 11/14
Bei Stickstoffdioxid ist fast kein Rückgang zu verzeichnen
Foto: Sabine Münch
Rat und Tat
Berlin: hauptsächlich Häuser und Straßen
Berlin ist mit einer Gesamtfläche von 892 Quadratkilometern das größte zusammenhängend bebaute Ballungsgebiet in Deutschland. Seine Flächenanteile setzen sich so zusammen (Zahlen von 2009): 42 % Gebäude- und Freiflächen, 18 % Waldgebiete, 15 % Verkehrsflächen, 11 % Erholungsflächen, 7 % Wasserflächen, 4 % Landwirtschaft.
Die Lage der Schadstoffquellen einerseits und die Zufuhr von Frischluft andererseits sind abhängig von der räumlichen Verteilung der Wohn-, Gewerbe-, Verkehrs- und Grünflächen. Die konzentrentieren sich in Berlin sowohl in Größe und auch Dichte vor allem in der Innenstadt. So ist die Fläche des Tiergartens von einem Gürtel geschlossener Bebauung umgeben, in der rund 1,1 Millionen Menschen auf 120 Quadratkilometern leben.
rm
17.11.2014