Immer wieder beschweren sich Mieter über unangemessen hohe Preise von Schlüsseldiensten. Die Verbraucherzentrale Berlin hat 49 dieser Anbieter schriftlich und in einem zweiten Schritt verdeckt telefonisch nach ihren Preisen befragt und Beschwerden von Kunden ausgewertet. Das Ergebnis liegt nun vor: Neun von zehn Rechnungen wiesen überhöhte Beträge aus.
Illustration: Lisa Smith
Auch wenn die schriftliche Preiserhebung der Verbraucherzentrale bei den Schlüsseldiensten einen Durchschnittspreis von 75 Euro für eine einfache Türöffnung ergab – die Wirklichkeit sieht leider anders aus. In einem Fall verlangte ein Schlüsseldienst 336 Euro, in einem anderen Fall sogar über 800 Euro. Mieter berichten immer wieder vom unnötigen Einbau neuer Schließzylinder und von Beschädigungen der Schließanlage und der Beschläge durch die Schlüsseldienste, die dann mit in Rechnung gestellt werden.
Nach der ständigen Rechtsprechung der Amtsgerichte beträgt die übliche Vergütung inklusive An- und Abfahrt für eine einfache Türöffnung 100 Euro, an Feiertagen maximal 150 Euro. Die Innung für Metall- und Kunststofftechnik Berlin empfiehlt eine Pauschale von 97,38 Euro. Der Innung ist bekannt, dass viele Schlüsseldienste die Notlage der Ausgesperrten schamlos ausnutzen. In ihrer Datenbank sind 264 Berliner Firmen verzeichnet, insgesamt soll es aber mehr als 400 geben, darunter auch Scheinfirmen, die nur über ein Callcenter erreichbar sind. Eva Bell, Vorstand der Verbraucherzentrale Berlin, rät, die Telefonnummer eines renommierten Schlüsseldienstes in der Nähe „prophylaktisch“ auf dem Handy zu speichern beziehungsweise zu notieren und bereits am Telefon unter Zeugen einen Festpreis zu vereinbaren. Die Verbraucherzentrale hat für Rückforderungen ein Musterschreiben entwickelt und eine Rechtsprechungsübersicht erstellt. Die Innung für Metall- und Kunststofftechnik vermittelt unter dem Berliner Telefon 69 58 05 80 seriöse Schlüsseldienste.
Am einfachsten ist es jedoch noch immer, einen Ersatzschlüssel beim Nachbarn oder einer anderen Vertrauensperson zu hinterlegen. Das spart Zeit, Ärger und Geld.
Rainer Bratfisch
09.09.2019
