Wer wäre besser geeignet für einen vielleicht voyeuristischen, aber trotzdem ganz legalen Blick in fremde Wohnungen als ein Fensterputzer?
Der Berliner Lars Nickel hat sich vor fünf Jahren in die Handwerkerrolle mit den Berufen Gebäudereiniger und Fotograf eintragen lassen. Mit dem Buch „Beletage“ beweist er, dass die beiden Professionen beziehungsweise Obsessionen durchaus Synergieeffekte aufweisen können: Mit ihrer Zustimmung hat er Berliner, in deren Wohnungen er die Fenster geputzt hat, mit der Kamera in ihrer vertrauten Umgebung porträtiert. Im Anhang kommentieren die Porträtierten die Fotos. Das ist vielleicht der interessantere Teil des Buches. Für eine Ergo- und Gestaltungstherapeutin ist ihre Wohnung „generationsübergreifende architektonische Humanität“. Ein Werber freut sich auf das nächste Zuhause – „dann mit Garten statt Späti vor der Tür“. Ein Oberamtsrat a.D. musste seine schöne sonnige Wohnung inzwischen aufgeben – „Kündigung wegen Abriss und Neubau“. So dokumentieren die Momentaufnahmen auch ein Stück Veränderung auf dem Berliner Wohnungsmarkt.
rb
25.03.2015