Eine paradiesische Vorstellung: Überall in der Stadt wächst Obst und Gemüse, das jeder umsonst ernten und essen darf. Immer mehr Kommunen in Deutschland werden zu „essbaren Städten“ – auch einige Berliner Bezirke.
Vorgemacht hat es Andernach, eine Kleinstadt in Rheinland-Pfalz. Seit 2010 lässt die Stadtverwaltung bei Neupflanzungen in Parks und auf Grünflächen nur noch essbare Sorten zu. Ob Birnen vom Kinderspielplatz, Mangold aus dem Park oder Schlehen vom Grünstreifen: Das Obst und Gemüse, das nun an vielen Orten im öffentlichen Raum reift, darf von jedermann und -frau geerntet werden. Das unterscheidet das Projekt von den privaten Initiativen, bei denen nur pflücken darf, wer auch sät und jätet. Eine Win-Win-Situation: Die Stadt schafft ein kostenloses Angebot für ihre Bürger und sensibilisiert sie für eine gesündere, regionale Ernährung. Kinder lernen etwas über Wachstum und Ernte von Obst und Gemüse, durch die neue Vielfalt wird die Biodiversität erhöht. Außerdem zeigt das Beispiel Andernach, dass Nutzpflanzen kostengünstiger als Zierpflanzen sind, die Kommunen also sogar noch Geld sparen können.
Zahlreiche Städte in ganz Deutschland haben inzwischen ähnliche Projekte angestoßen. In Berlin wurden Charlottenburg-Wilmersdorf, Friedrichshain-Kreuzberg, Lichtenberg und Pankow zu „essbaren Bezirken“. Kein Gemüse, aber etwa Beerensträucher oder Obstbäume sollen hier vermehrt wachsen.
Einziges Manko des urbanen Schlaraffenlandes: Forscher haben in Studien nachgewiesen, dass die Früchte von Pflanzen, die nahe an viel befahrenen Straßen wachsen, stärker mit Schwermetallen belastet sind als das meiste Supermarkt-Obst. Gepflückt werden sollte also besser an geschützten Orten wie etwa in Parks.
Katharina Buri
03.12.2021