Das Wohnungsmarktbarometer der Investitionsbank Berlin (IBB) zeigt auf, dass alle Mietwohnungsmarktsegmente der Stadt mit Ausnahme des oberen so angespannt sind wie niemals zuvor in den Jahrzehnten, seit die IBB ihre Expertisen erstellt.
Alljährlich befragt die berlineigene IBB einen repräsentativen Querschnitt von Akteuren und Entscheidern des Berliner Immobilienmarktes zu ihren aktuellen Einschätzungen. Das Ergebnis, das Wohnungsmarktbarometer, dient der Stadtentwicklungspolitik der Hauptstadt als Grundlage ihrer Weichenstellung.
Der diesjährige Report benennt „ausgeprägte Knappheiten in fast allen Bezirken für das untere und das preisgebundene Mietwohnungsmarktsegment“. Dieser Trend wird sich nach Meinung der Experten bis ins mittlere Mietensegment hinein in den nächsten Jahren fortsetzen, lediglich bei den teuren Wohnungen erwarte man eine „Tendenz Richtung Marktausgleich“. Bei den preiswerten Wohnungen ist der Nachfrageüberhang am stärksten in Pankow, Neukölln, Steglitz-Zehlendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf. Preisgebundene Wohnungen sind besonders knapp in Spandau, Steglitz-Zehlendorf, Friedrichshain-Kreuzberg und Charlottenburg-Wilmersdorf. Die gesamtstädtische Angebotssituation werde sich in den nächsten Jahren nicht verändern.
Die angespannte Situation lässt sich auch daran ablesen, dass Mieter auf die Frage nach den Qualitätskriterien, die sie an eine Wohnung stellen, an erste Stelle eine „günstige Miete“ nennen. Erst dann folgen Ausstattungsmerkmale („Balkon/Terrasse“) oder Wohnumfeldaspekte („Stabiles soziales Umfeld“).
Die Immobilienmarktexperten werden von der IBB regelmäßig auch danach befragt, welches ihrer Meinung nach die größten Hindernisse zur Bewältigung der Mietwohnungsmarktprobleme darstellen. Hier rangiert „zu wenig geeignetes Bauland“ auf Platz 1, nachdem das Thema mit der verstärkten Ausrichtung auf den Wohnungsneubau nach und nach in den letzten Jahren in Richtung der vorderen Ränge gewandert ist. Auf Platz 2 werden – ein eher traditionelles Berliner Problem – die niedrigen Einkommen der Wohnungssuchenden genannt. Ebenfalls als problematisch gilt der starke Anstieg der Nettokaltmieten in der Stadt und eine Wohnungsbauförderung, die von den Befragten als nicht bedarfsgerecht eingeschätzt wird.
Udo Hildenstab
28.10.2015