Mehr als 20 Jahre lang zog der Fotograf Harf Zimmermann mit seiner Kamera los, um Brandwände, die rein funktionalen, unbeachteten Seitenwände eines Gebäudes, festzuhalten. Seine großformatigen Farbfotos lenken den Blick auf eine verborgene Welt des Vergehens.
Abplatzende Putzschichten, verblassende, blätternde Farbanstriche, bröckelnde Backsteine, vergilbende Reklamebotschaften spielen darin die Hauptrolle. Streng frontal aufgenommen wirken die Fotos mitunter wie Gemälde, auf denen fleckige, krustige Oberflächen die Zeiten nachzeichnen. Andere Bilder wiederum spüren den verborgenen Bewohnern der Gebäude nach. Auf den riesigen, kahlen Wandflächen finden sich vereinzelte Fensterdurchbrüche oder aber Andeutungen abgerissener Treppenhäuser oder Nachbarbauten. An manchen Orten hat sich die Natur ein Stück zurückerobert und Grün wuchert entlang der Backsteinfugen. Viele der von ihm fotografierten Brandwände sind inzwischen verschwunden. Sie wurden wegsaniert oder die anliegenden Brachen wieder bebaut. In dem kürzlich erschienen opulenten Bildband „Brand Wand“ sind diese eindrucksvollen Zeugen der Zeit in hervorragender Druckqualität bewahrt.
js
28.10.2015