Trotz steigender Wohnkosten ist die Zahl der Wohngeldempfänger seit Jahren rückläufig. Grund für die zunächst paradox anmutende Entwicklung ist weniger die gute Situation auf dem Arbeitsmarkt, als vielmehr ein „Drehtüreffekt“.
Rund 665.000 Haushalte in Deutschland bezogen im Jahr 2013 Wohngeld. Das waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 15 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Trend setzt sich fort. Derzeit ist die Zahl auf rund 590.000 Empfänger gesunken. In Berlin bezogen Ende 2014 knapp 23.000 Haushalte den amtlichen Zuschuss zur Miete – das sind 19,5 Prozent weniger als im Vorjahr. In der Hauptstadt bilden Rentner fast die Hälfte der Wohngeldhaushalte, es folgen Arbeitnehmer und Beamte (26,7 Prozent). 11,5 Prozent sind Studenten und Auszubildende. Alle Gruppen seien gleichermaßen vom Rückgang betroffen, heißt es in einer Stellungnahme des Bundesbauministeriums.
Beim Deutschen Mieterbund (DMB) ist man über den Rückgang nicht verwundert. Das Wohngeld wurde seit 2009 nicht mehr erhöht. Einkommen, Renten und auch Leistungen wie Grundsicherung werden dagegen regelmäßig angehoben. „Immer nach einer Wohngelderhöhung steigt die Zahl zunächst an, und dann fallen mangels Anpassung der Höchstbeträge von Jahr zu Jahr mehr Haushalte heraus“, erklärt der Sprecher des DMB, Ulrich Ropertz. „Viele Wohngeldhaushalte mit etwas niedrigeren Einkommen wechseln in die Grundsicherung, weil als Folge der jährlichen Regelsatzerhöhungen ihr Grundsicherungsanspruch höher ist als der bisherige Wohngeldanspruch“, heißt es auch beim Bundesbauministerium.
Von einem „Drehtüreffekt“ spricht man bei der Bundestagsfraktion der Grünen. Es sei widersinnig, dass das Wohngeld nicht dynamisch an die Preis- und Lohnentwicklung angepasst wird, wie es etwa bei den Kosten der Unterkunft für Hartz-IV-Bezieher längst der Fall sei.
Die jetzt beschlossene Erhöhung des Wohngeldes zum 1. Januar 2016 war daher längst überfällig. Die Bundesregierung rechnet damit, dass die Zahl die Empfängerhaushalte bis Ende 2016 auf rund 870.000 Haushalte steigen wird. Darunter werden rund 90.000 Haushalte sein, die zuvor auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen waren.
Birgit Leiß
Mehr Informationen zum Thema Wohngeld:
- BMV-Info 60: Wohngeld
- BMV-Beratungsangebot zu Wohngeld, WBS, Mietzuschüsse und ALG II
- Wohngeldrechner der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/wohngeld/diwoformular.shtml
- Wohngeldbroschüre: www.stadtentwicklung.berlin.de/ wohnen/wohngeld/download/wohngeld-ratschlaege-und-hinweise.pdf
- Antragsformulare zum Wohngeld: www.stadtentwicklung.berlin.de/service/formulare/de/wohnen.shtml
11.06.2016