Der Druck auf den Wohnungsmarkt wirtschaftlich prosperierender Städte und Regionen in Deutschland hält an. Daraus resultieren Angebotsengpässe und deutliche Mietsteigerungen. Der Wohnungsneubau hält schon jetzt mit den Erfordernissen nicht Schritt. Diese Kernaussagen verbindet der soeben verabschiedete Wohngeld- und Mietenbericht der Bundesregierung mit dem Fazit, dass „deutlich höhere Investitionen“ notwendig seien.
Alle vier Jahre veröffentlicht die Bundesregierung ihre Bestandsaufnahme in den Bereichen Mieten und Wohngeld. Dem jetzt veröffentlichten Bericht liegen die Zahlen der Jahre 2011 bis 2014 zugrunde. Während die vorgenommenen Einschätzungen zu Mietenentwicklung und Wohnungsmarkt hinlänglich bekannt sind, überrascht die Regierung mit der deutlichen Formulierung, dass neben einkommensschwachen nun auch zunehmend Haushalte mit mittleren Einkommen Schwierigkeiten haben, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Der Neubau habe im Jahr 2014 unter „dem nachhaltig erforderlichen Niveau“ gelegen, notwendig seien „deutlich höhere Investitionen“.
Die Bruttokaltmiete belief sich 2014 im Bundesdurchschnitt auf 7,10 Euro je Quadratmeter und Monat. Dabei gab es eine Spannweite von durchschnittlich 4,08 Euro pro Quadratmeter im Landkreis Wunsiedel bis zu 13,99 Euro in München. Die höchsten Mieten mussten in den Großstadtkernen (8,79 Euro) und vielen Hochschulstandorten (8,49 Euro) gezahlt werden. Städtische Umlandkreise lagen bei knapp 6,70 Euro. Die Mieten in ländlichen Kreisen waren mit etwa 5,50 Euro vergleichsweise günstig. Zwischen 2011 und 2014 sind die Bestandsmieten jährlich um etwa 1,3 Prozent gestiegen. Dagegen stiegen die Erst- und Wiedervermietungsmieten um 3,4 Prozent. In den Groß- und Universitätsstädten erhöhten sich diese Mieten jährlich um knapp 5 Prozent.
Kleine Haushalte sind mehr belastet
Die Mietenbelastung der Haushalte – das Verhältnis von Bruttowarmmiete zum Einkommen – lag 2013 bei durchschnittlich 29 Prozent. Kleine Haushalte zahlen einen größeren Anteil ihres Einkommens für die Miete als große: Beim Einpersonenhaushalt beträgt die Belastung durchschnittlich 34, bei vier und mehr Personen sind es 24 Prozent. Den Unterschied der Belastung im Osten (26 Prozent) gegenüber dem Westen (30 Prozent) erklärt der Bericht aus der im Schnitt geringeren Wohnfläche der Ost-Haushalte. Über der durchschnittlichen Mietenbelastung liegen Rentner (33 Prozent) und armutsgefährdete Haushalte (34 Prozent).
Dass heute der Teil des Einkommens, der auf die Miete entfällt, deutlich größer geworden ist, beweist der Blick in den Mietenbericht, den der Bund vor vier Jahren abgegeben hat. So betrug im Jahr 2009 die durchschnittliche Mietbelastung gerade 22 Prozent des Haushaltseinkommens – gegenüber 29 Prozent heute. In den alten Ländern lag sie bei 23 Prozent, in den neuen Ländern bei 19 Prozent. Einpersonenhaushalte hatten im Jahr 2009 eine durchschnittliche Mietbelastungsquote von 25 Prozent des Einkommens. Auch damals galt: Je größer der Haushalt, desto geringer die Belastung. Bei Haushalten mit vier und mehr Personen ermittelte man einen Anteil von 16 Prozent Mietkosten am Einkommen.
Udo Hildenstab/dmb
Das Auf und Ab beim Wohngeld
Nach der letzten Wohngeldreform von 2009 sank die Zahl der Wohngeldbezieher sukzessive bis 2015 von 1 Million auf 590.000 Haushalte (siehe MieterMagazin 11/2015, Seite 13: „Warum die Zahl der Wohngeldempfänger sinkt: Ein Drehtüreffekt“). Die Wohngeldausgaben gingen im gleichen Zeitraum von 1,8 Milliarden auf 845 Millionen Euro zurück. Wenn die ab Januar 2016 geltenden Neuregelungen zum Wohngeld in Kraft treten, rechnet die Bundesregierung damit, dass die Zahl der Wohngeldberechtigten um 200.000 Menschen wächst. Insgesamt erwartet man dann Ausgaben für das Wohngeld in Höhe von 1,5 Milliarden Euro – immer noch deutlich weniger als 2009.
uh
Mehr Informationen zum Thema Wohngeld:
- BMV-Info 60: Wohngeld
- BMV-Beratungsangebot zu Wohngeld, WBS, Mietzuschüsse und ALG II
- Wohngeldrechner der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung: www.stadtentwicklung.berlin.de/wohnen/wohngeld/diwoformular.shtml
- Wohngeldbroschüre: www.stadtentwicklung.berlin.de/ wohnen/wohngeld/download/wohngeld-ratschlaege-und-hinweise.pdf
- Antragsformulare zum Wohngeld: www.stadtentwicklung.berlin.de/service/formulare/de/wohnen.shtml
13.06.2018