Was früher schlicht Plattenbau hieß, nennen die Wohnungsunternehmen nun „elementierte, modulare und serielle Bauweise“. Wenn es hilft, Abwehrreflexe gegen die Platte zu vermeiden, sei die Wortwahl erlaubt. Schließlich müssen Typenbauten aus vorgefertigten Elementen nicht zwangsläufig alle gleich und langweilig aussehen.
In ihrem 88-seitigen Handbuch „Wir bauen für Berlin“ stellen die städtischen Gesellschaften ihre Wohnungsneubau-Standards vor. Dazu gehören Fassaden ohne Wärmeverbundsystem, Abstellräume auf der Etage sowie Kinderwagen- und Rollatorstellplätze. In den Wohnungen sollen Fußbodenheizungen, geflieste Bäder und weiße Wände die Regel sein. Auf Einbauküchen wird verzichtet. Wer mehr Details erwartet, wird enttäuscht. Über die Wohnungsgrundrisse erfährt man nur, dass sie flexibel sein sollen. Zu großen Teilen ist die von der Wirtschaftsberatung Ernst & Young verfasste Publikation nicht mehr als eine Imagebroschüre, die mit wenig differenzierten Statistiken zur Mietkostenbelastung, der technischen Auflistung von Baukostengruppen nach der DIN-Norm und allgemeinen Angaben zum Planungs- und Bauablauf durchsetzt ist. „Die Landeseigenen“ loben sich für viele Dinge, zu denen sie nach dem Wohnraumversorgungsgesetz und anderen Vereinbarungen mit dem Senat ohnehin verpflichtet sind. Die neu eingerichtete Anstalt, die Leitlinien für die Unternehmen entwickelt und überwacht, wird nicht einmal erwähnt. Wenn die städtischen Wohnungsbaugesellschaften ihre Aufgaben ordentlich erfüllen, brauchen sie solcherart Imagewerbung nicht.
Jens Sethmann
09.09.2019