Vermieter suchen sich ihre neuen Mieter in aller Regel nach der Solvenz aus. Oder es gilt die Devise „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Für die 62 Wohnungen, die die Genossenschaft Marzahner Tor derzeit errichtet, gilt das nicht. Hier müssen Interessenten kreative Ideen für ein nachbarschaftliches Miteinander einreichen.
„Was macht Dich zu einem guten Nachbarn?“ werden potenzielle Interessenten auf der eigens eingerichteten Homepage gefragt. Wer sich für eine Wohnung bewerben will, muss zuerst sagen, wie er oder sie sich in der Nachbarschaft einbringen will. Je pfiffiger die Idee, desto größer die Chance auf eine Wohnung. Die begleitende Plakatkampagne zeigt an rund 14.000 Standorten überall in der Stadt kantige Typen fernab von Marzahn-Klischees.
Von der Resonanz ist man – gelinde gesagt – überrascht. 600 Bewerbungen habe man bis zur Halbzeit der Kampagne erhalten, aus ganz Berlin und auch aus dem europäischen Ausland. „Das zeigt doch ganz deutlich, dass die Vorbehalte gegenüber Marzahn am Schwinden sind“, freut sich Robert Wardell, der bei der Genossenschaft für Marketing und Kommunikation zuständig ist. Dabei sind die Mieten mit 9 bis 11,50 Euro nettokalt nicht gerade günstig. Eine 96 Quadratmeter große Vierzimmerwohnung kostet warm 1281 Euro. Der Standard sei sehr hochwertig, heißt es zur Begründung.
Die 1979 gegründete Genossenschaft hat knapp 4500 Wohnungen. „Viele unserer Mitglieder haben damals beim Neubau selber mit den Gummistiefeln im Matsch gestanden, da entsteht die genossenschaftliche Identität von selber“, sagt Wardell. Beim Neubauprojekt wolle man den Genossenschaftsgedanken bewusst in den Fokus stellen, sozusagen: back to the roots: „Unser Leitbild ist es, Deutschlands erste Wohnfühlgenossenschaft zu werden.“
Birgit Leiß
Website für das Neubauprojekt: www.aufgutenachbarschaft.de
27.04.2017