Drei Jahrzehnte lang waren Dr. Regine Grabowski und Edwin Massalsky im Vorstand des Berliner Mietervereins (BMV) – Jahre, in denen sie nicht nur die Entwicklung des Vereins mitgestalteten, sondern auch viel Herzblut in die ehrenamtliche Arbeit gesteckt haben. Aus Altergründen sind sie nun ausgeschieden.
„Ein Vorsitzender ist kein Diktator“, sagt Edwin Massalsky: „Man muss dicke Bretter bohren, um seine Vorstellungen umsetzen zu können.“ Als er 1984 Mitglied des Vorstands wurde, war seine Vision, aus dem BMV einen modernen Dienstleister zu machen, mit kundenfreundlichen Öffnungszeiten und einem professionellen Service. Der gebürtige Berliner kommt aus der Mieterbewegung der 1980er Jahre. Der Kampf gegen die Aufhebung der Mietpreisbindung im Altbau brachte ihn 1980 zum Berliner Mieterverein. Damals hatte der Verein rund 15.000 Mitglieder, heute ist er mit rund 160.000 Mitgliedern der größte Mieterverein Europas. Es gibt Beratungszentren überall in der Stadt, zahlreiche Serviceangebote und circa 20 fest angestellte Rechtsberater in der Geschäftsstelle. „Ich bin schon ein bisschen stolz darauf, dass ich an dieser Entwicklung teilhaben durfte“, meint der mittlerweile 74-Jährige.
Freunde und Wegbegleiter beschreiben ihn als Pragmatiker. Ideologische Scheuklappen sind ihm fremd. Mit großer Beharrlichkeit hat er beispielsweise Verhandlungen mit der Rechtsschutzversicherung für die Mitglieder zum Erfolg geführt und für ausgeglichene Finanzen gesorgt.
Zu seinen Erfolgen zählt auch die Einbindung der ehrenamtlich Aktiven, für die er sich stets stark gemacht hat. In keinem anderen Landesverband des Deutschen Mieterbundes (DMB) haben sie ein solches Gewicht. Bei so viel Erdverbundenheit mag es überraschen, dass sich Edwin Massalsky gelegentlich auch mit provokanten Vorschlägen zu Wort meldet. Mit seiner Forderung einer Wohnflächenluxussteuer für all diejenigen, die in zu großen Wohnungen leben, konnte er sich zu seinem Bedauern bislang nicht durchsetzen.
33 Jahre lang war Edwin Massalsky – abgesehen von einer kurzen Unterbrechung – Vorsitzender, so lange wie kein anderer in der fast 130-jährigen Vereinsgeschichte. Doch nun freut sich der passionierte Segler darauf, mit seiner Frau für ein paar Monate in See zu stechen.
„Man sollte auch mal Schluss machen, 27 Jahre sind genug“, findet auch Regine Grabowski. Die Volkswirtschaftlerin mit Schwerpunkt Wohnungswirtschaft gehörte zu den Mitbegründern des Mietervereins in Ost-Berlin. „Das war eine Zeit, als sich die Nutzer in Kleinmachnow schon mal mit dem Gewehr ins Bett legten aus Angst vor den Wildwest-Methoden der Alteigentümer“, erinnert sich die mittlerweile 71-Jährige. Bereits kurz nach der Wende etablierte sich eine Mieterbewegung, die im Frühjahr 1990 schließlich Initialzündung für die Gründung eines Mietervereins war. „Um die Ost-Mieter wurde bei der Wiedervereinigung heftig gebuhlt, wir haben uns dann für den BMV entschieden“, sagt Regine Grabowski. Die promovierte Ökonomin wurde prompt in den BMV-Vorstand gewählt und war viele Jahre auch im Beirat des Deutschen Mieterbundes tätig. Ihre erste Sitzung sei ein „Kulturschock“ gewesen: „Während der Berliner Mieterverein von Alt-68ern geprägt war, saßen hier ältere, Pfeife rauchende Herren, die nach der Sitzung Skat kloppten.“ Regine Grabowski brachte nicht nur ihre DDR-Sozialisation ein, sondern auch ihre ausgeprägte soziale Ader. Hartz IV, Gewalt gegen Frauen, Wohnungsnot – das waren die Themen, die ihr am Herzen lagen.
Der Einsatz lohnt
„Ich habe dem Mieterverein ganz viel zu verdanken“, sagt sie rückblickend. Bei ihrer Tätigkeit für das Netzwerk der Brandenburgischen Frauenhäuser habe sie viel von den Erfahrungen aus der praktischen Mietervereinsarbeit profitiert. „Ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen, dass dieses Sich-Einsetzen für eine Sache auch für einen selber eine große Bereicherung ist.“
Birgit Leiß
Die Struktur des Mietervereins
Wie bei vielen Vereinen gibt es auch beim Berliner Mieterverein eine hauptamtliche Geschäftsführung und einen ehrenamtlichen Vorstand. Ein weiteres wichtiges Gremium ist der Beirat. Er besteht im Wesentlichen aus den gewählten Leitern der Bezirksgruppen sowie dem Vorstand. Hier wird beispielsweise über die Höhe der Mitgliedsbeiträge entschieden. Das höchste Beschlussorgan ist die Delegiertenversammlung. Sie besteht aus den Mitgliedern des Beirats sowie weiteren 200 in den Bezirksgruppen gewählten Vertretern. Die Delegiertenversammlung beschließt die wohnungs- und mietenpolitischen Richtlinien und wählt den Vorstand.
bl
28.05.2017