Der Dokumentarfilm „Betongold“ von Katrin Rothe ist 2014 mit dem Grimmepreis ausgezeichnet worden. Jetzt hat die Filmemacherin das Buch zum selben Thema nachgelegt.
Anhand ihrer persönlichen tagebuchartigen Einträge kann der Leser hautnah miterleben, wie ihre Entmietung Tag für Tag fortschreitet. Rothe beschreibt, wie die Investoren und Eigentümer Druck aufbauen und Schikanen aller Art einsetzen. Die Autorin hält zum einen ihre eigenen Gefühle während der Ereignisse minutiös fest, worin sich der Leser sofort wiederfinden kann, zum anderen wird deutlich, wie hemmungslos die Gegenseite ihr Profitstreben verfolgt. Dass die Politik diesen exzessiven Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt keine Grenzen setzt, ist für Rothe eine der ernüchternden Erkenntnisse ihres Entmietungsmarathons. In einem zweiten Teil hält das Buch in Glossarform Hinweise und Erklärungen zu wichtigen Schlagwörtern bereit und gibt eine Übersicht, welchen Methoden man mit welchen Gegenstrategien begegnen kann. Nicht nur rechtliche Fragen werden erörtert, hilfreich sind besonders auch die Tipps der Autorin über alltägliche Abläufe, das Verhalten der Mieter untereinander (zum Beispiel bei einem E-Mail-Verteiler) und nicht zuletzt auch zur Motivation, das alles durchzustehen. „Nerven schonen, heißt zum Beispiel, ab Freitagmittag nicht mehr in den Briefkasten schauen“ – ein zunächst banaler Hinweis, aber unter Stress erlaubt sich das mancher schon nicht mehr.
js
01.07.2017