Die deutsche Wohnungswirtschaft hat 2017 erneut mehr Wohnungen neu gebaut, jedoch immer noch weniger als benötigt. Zur Lösung hat der Verband GdW einen Zehn-Punkte-Plan aufgestellt. Aus Sicht des Berliner Mietervereins (BMV) ist er allerdings wenig brauchbar.
Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen zieht eine positive Bilanz über das Jahr 2017. Die 3000 GdW-Unternehmen, meist ehemals gemeinnützige sowie öffentliche Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften, haben 14,9 Milliarden Euro in den Neubau investiert und 23.900 Wohnungen errichtet – Rekordwerte, die aber immer noch dem Bedarf hinterherhinken. Der GdW beklagt hohe Baukosten, Grundstückspreise, Steuern und Abgaben, die den bezahlbaren Neubau bremsen.
Abhilfe soll ein Zehn-Punkte-Plan bringen. Fünf Punkte beziehen sich auf die Stadt, fünf Punkte auf den ländlichen Raum. „Stadt und Land müssen endlich konsequent zusammengedacht werden, denn die Probleme auf den Wohnungsmärkten können nicht in den Städten gelöst werden“, meint GdW-Präsident Gedaschko. Er fordert schnellere Grundstücksvergaben, bessere Abschreibungsbedingungen, Investitionszulagen, eine Deckelung von Grund- und Grunderwerbsteuer und einfachere Baugenehmigungsverfahren.
„Stadt und Land zusammendenken ist sicher richtig, aber außer Floskeln wie ,Raumordnung stärken‘ ist da nichts zu finden“, kommentiert BMV-Geschäftsführer Reiner Wild. Der Anreiz für Neubau sei nämlich auch deswegen gering, weil die Mieten im Bestand wegen der nicht funktionierenden Mietpreisbremse so stark steigen, dass Immobilienunternehmen auch ohne Investitionen viel Gewinn machen. Bauland fehle auch, weil mit Grundstücken und Baugenehmigungen spekuliert wird. Entmischung und Segregation, Armutsverstärkung durch Mietenanstieg – diese Probleme thematisiert der GdW nicht.
Jens Sethmann
21.08.2018