Eine Sonderausstellung im Museum Pankow widmet sich dem Baumaterial, aus dem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fast alle Berliner Wohnviertel und Industriegebäude, Sozialbauten und Anlagen der städtischen Infrastruktur errichtet wurden. Schätzungsweise 15 Milliarden Ziegel wurden in dieser Zeit im Umland Berlins hergestellt und auf sogenannten Kaffenkähnen in die Stadt verschifft.
Die Ausstellung präsentiert einige Pankower Beispiele der Ziegelsteinarchitektur, unter anderem die Immanuelkirche, in der 1,5 Millionen Ziegel verbaut wurden, oder die Feuerwache in der Oderberger Straße mit ihrem Fassadenschmuck aus hell- und dunkelgebrannten Steinen. Die Ziegelherstellung war Akkordarbeit, Frauen und Kinder mussten bei der schweren Arbeit mithelfen. Rund 3,8 Kilo wog ein damaliger Ziegelstein, der aus Ton geformt, getrocknet, gebrannt und verladen werden musste. Erst 1903 wurde die Kinderarbeit verboten. Nach dem Ausstellungsrundgang wundert man sich, mit welcher Leichtfertigkeit heute beim Abriss von Ziegelgebäuden die qualitativ hochwertigen Steine einfach auf der Deponie entsorgt werden.
js
20.08.2018