Im Berliner Altstadtkern zwischen Alexanderplatz und Spreekanal sind nur wenige Gebäude aus früheren Jahrhunderten erhalten. Doch nicht erst die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und die anschließende radikale Neuplanung haben die historischen Spuren beseitigt.
Straßendurchbrüche und Abrisse für Monumentalbauten gab es schon in der Kaiserzeit. Auch während der Nazi-Herrschaft wurden ganze Häuserblöcke zur Altstadtsanierung vernichtet. Der Architekturhistoriker Benedikt Goebel hat in seinem Buch „Mitte!“ die Baugeschichte des alten Stadtzentrums seit 1850 in knappen Texten zusammengefasst und mit 190 Fotos, Luftbildern und Plänen sehr anschaulich illustriert. Das Buch wird herausgegeben vom Bürgerforum Berlin, einem Verein, der sich für eine Wiederbebauung der heutigen Freiflächen im Zentrum einsetzt. Die bisher realisierten Neubauten, etwa auf dem Friedrichswerder oder am Bahnhof Alexanderplatz, sind dafür allerdings keine gute Werbung. Und die Modellzeichnungen am Ende des Buches, auf denen wirklich jeder Freiraum mit einförmiger Konfektionsarchitektur bebaut ist, lassen doch große Zweifel aufkommen, ob man eine lebendige Stadtmitte neu planen kann. Doch auch wenn man die Ziele des Herausgebers nicht teilt, bietet das Buch interessante Einblicke in die wechselhafte Geschichte der Berliner Altstadt.
js
28.09.2018