Wenn es um die Architektur der DDR geht, ist Bruno Flierl so etwas wie eine graue Eminenz. Er hat alle Phasen der Baupolitik kritisch begleitet – als Mitarbeiter der Bauakademie, Chefredakteur der Zeitschrift Deutsche Architektur und Dozent an der Humboldt-Universität.
Nach der Wende hat er im Auftrag des Senats die Gestaltungsrichtlinien für die Neubebauung am Pariser Platz entwickelt. Seine Bemühungen um den Erhalt des Palastes der Republik blieben jedoch erfolglos, und seine Zwischenrufe zu den Planspielen am Alexanderplatz haben die Entscheider weitgehend überhört. Als Architekturtheoretiker und überzeugter Marxist ist es ihm nicht nur wichtig, was gebaut wird und wie es aussieht, sondern auch für wen gebaut wird. Die Stadt und ihre Gebäude sollen den Menschen dienen, nicht der Machtdemonstration und der Profitmacherei. Der inzwischen 92-Jährige hat in einem Interviewbuch sein Leben Revue passieren lassen und seine Ansichten noch einmal dargelegt. Wenn seine Sprache mal zu akademisch wird, greift Gesprächspartner Frank Schumann ein und bringt die Ausführungen in eine allgemeinverständliche Form.
js
23.05.2019