Nach dem Roman „Skandinavisches Viertel“, der die Aktivitäten eines selbst ernannten Anti-Gentrifizierungs-Maklers erzählt, der Neureiche aus seinem Kiez verbannen will, lädt Torsten Schulz seine Leser jetzt als Flaneur zu einem entspannten Spaziergang durch das Skandinavische Viertel ein.
Er kennt das Viertel am äußersten westlichen Rand von Prenzlauer Berg noch aus Zeiten, in der die Mauer hier Ost und West trennte. Den später legendären Grenzübergang Bornholmer Straße „ziert“ heute kein Denkmal, sondern ein Supermarkt, und überhaupt wirkt das Viertel, das 1907 allein durch einige Straßenumbenennungen „nordisch“ wurde, immer ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Nirgendwo ist Berlin „östlicher“ als in den beiden Kleingartenanlagen an der Bornholmer Straße oder bei den Veranstaltungen des Vereins Helle Panke. Trotzdem: Ein DDR-Museum ist das Viertel nicht, in den Straßencafés mischt sich, was sowieso bereits zusammenwohnt. In Episoden blitzt brennglasgleich der Alltag der Vorwendezeit auf. Auch der Film „Solo Sunny“ spielte hier. Die Kleingartenanlagen haben Bestandsschutz bis 2030, das Umfeld verändert sich permanent. Aber: „Die Geschichte ist nicht tot“, beendet der Autor sein sympathisches Büchlein. Das Viertel lebt.
rb
02.02.2020