Die Liste reicht von A wie „Allianz bedrohter Berliner Atelierhäuser“ bis Z wie „Zossener 48“ und erfasst fast 300 Initiativen, Verbände, Gruppen, Vereine, Kultur- und soziale EInrichtungen, die sich im Aktionsbündnis gegen Mietenwahnsinn zusammengeschlossen haben. So unterschiedlich ihre Ziele sind – es vereint sie der Unmut auf die überall wahrnehmbare Verdrängung von Bewohnern und der Wille, dem entschlossen entgegenzutreten.
MieterMagazin: Das Aktionsbündnis steckt mitten in den Vorbereitungen zur dritten großen Mietendemo. Wer wird dort alles mitmachen?
Kim Meyer (Aktionsbündnis): Inzwischen haben sich fast 300 Gruppen im Aktionsbündnis zusammengeschlossen. Seit seiner Gründung 2006 kamen Jahr für Jahr mehr dazu, die sich gemeinsam mit anderen gegen die massive Verdrängung in dieser Stadt engagieren wollen.
Tim Riedel (Zwangsräumung verhindern): Es sind die unterschiedlichsten Initiativen wie das „Bündnis Zwangsräumung verhindern“, der Kreuzberger „Bizim Kiez“, die Weddinger „AmMa 65“ oder auch „Kunstblock and beyond“, mit dem sich Künstler und Kulturschaffende gegen Verdrängung wehren.
Kim Meyer (Aktionsbündnis): Unser Anspruch ist es, überall in Berlin vertreten zu sein und damit so viele Bürgerinnen und Bürger wie möglich zu erreichen.
MieterMagazin: Wie gelingt die Zusammenarbeit zwischen so unterschiedlichen Akteuren?
Kim Meyer (Aktionsbündnis): Das ist natürlich ein Spagat, die Interessen sind unterschiedlich. Die „Interkiezionale“ fordert: „Keine Miete für Niemand!“ und eine andere Initiative kämpft um das Vorkaufsrecht in ihrem Haus. Aber es funktioniert, weil unser Aktionsbündnis ein offenes Netzwerk ist, in dem wir basisdemokratisch und transparent zusammenarbeiten. Jeder Verein, jede Initiative hat eine Stimme, jeder bringt ein, was möglich ist. Und wir alle haben letztlich das gleiche Ziel: Wir wollen den Mietenwahnsinn und die Verdrängung in dieser Stadt stoppen.
MieterMagazin: Was habt Ihr in den 14 Jahren aus dieser Zusammenarbeit gelernt?
Gerd Wasielewski (Sozialbündnis Treptow): Einen Konsens miteinander zu finden. Konflikte untereinander zu lösen. Und schließlich Aktionen auf den Weg zu bringen wie die letzten beiden Großdemos gegen Mietenwahnsinn. Im vergangenen Frühjahr waren in Berlin rund 40.000 Menschen auf der Straße.
Die Ideen kommen von den Initiativen
Daniel Diekmann (NeueHeimatMitte – IG HAB): Vielfalt ist unsere Stärke. Die einzelnen Initiativen bringen alle ihre Ideen und Anregungen ein. Und: Wir nehmen über die Mitmachenden auch so manche Entwicklung in der Stadt sehr früh und sehr deutlich wahr.
Kim Meyer (Aktionsbündnis): Zum Beispiel registrieren Mieterinitiativen seit einiger Zeit eine wachsende Zahl an Eigenbedarfsklagen. Die Stadt erhebt dazu noch keinerlei Zahlen. Wir haben die Erfassung zu einer unserer Forderungen gemacht.
MieterMagazin: Was habt Ihr bisher erreicht?
Kim Meyer (Aktionsbündnis): Neben den beiden Großdemonstrationen im vergangenen Jahr haben wir in der zurückliegenden Zeit an die 60 Kundgebungen organisiert. Von Jahr zu Jahr haben unsere Forderungen mehr Akzeptanz gefunden, ist mehr Gemeinsamkeit entstanden. Klar ist, dass wir es nur gemeinsam schaffen. Und auch nur mit dieser Power von unten ist schließlich der Mietendeckel durchgesetzt worden.
Interview: Rosemarie Mieder
Über Berlins Stadtgrenzen hinweg
Im vergangenen Jahr schlossen sich auch bundesweit Mieterinitiativen und Stadtgruppen zusammen, um überregional ihre Aktivitäten zu koordinieren. Das gemeinsame Ziel ist eine grundlegende Wende in der Wohnungspolitik. Gegründet hat sich auch ein europaweites Bündnis, das eine Vernetzung über Ländergrenzen hinweg organisiert. Zum 28. März 2020 wurde ein „Housing Action Day“ ausgerufen, zu dem 17 europäische Städte ihre Teilnahme zugesagt haben.
rm
Nächste große Mieterdemonstration am 28. März:
www.housing-action-day.net
Mieterdemo auf Twitter verfolgen: @HDay2020
29.02.2020