Der alte Berliner Stadtkern zwischen Alexanderplatz und Spittelmarkt hat sich in den letzten 100 Jahren so radikal verändert wie kaum ein anderer Stadtteil. Zu den verheerenden Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges kamen in den 1960er Jahren noch großflächige Abrisse hinzu.
Benedikt Goebel und Lutz Mauersberger zeigen in ihrem Buch „Mitte auf Augenhöhe“ 61 Fotos, die in den 1920er und 30er Jahren aus der Fußgängerperspektive aufgenommen wurden, und haben daneben die heutige Situation aus dem exakt gleichen Blickwinkel fotografiert. Den Standpunkt des ursprünglichen Fotografen zu finden, muss manchmal eine wahre Detektivarbeit gewesen sein, denn es gibt nur wenige unveränderte Anhaltspunkte, etwa den Rathausturm in der Ferne oder eine Laterne am Straßenrand. Zur besseren Orientierung sind Luftbilder und Pläne abgebildet, in denen der alte Stadtgrundriss mit dem jetzigen überlagert wird. Die Autoren plädieren für einen stärkeren historischen Bezug bei der Gestaltung der Stadt, stellenweise romantisieren sie das alte Berlin aber ein bisschen zu sehr. Doch auch wenn man diese Sicht nicht teilt, ist die Gegenüberstellung von früher und heute für jeden, der sich für die Geschichte Berlins interessiert, außerordentlich aufschlussreich.
js
24.04.2020