Seit fast zwei Jahren leiden Mieter aus dem Kreuzberger Wrangelkiez unter einem „Boutique-Hotel“ im Erdgeschoss ihres Wohnhauses. Gruppen bis zu zehn Personen können die Räume auf der Vermietungsplattform Airbnb für über 3000 Euro pro Woche buchen. Diese Zweckentfremdung sei illegal, heißt es nun beim Bezirksamt.
„Wir sind wirklich keine Leute, die sich wegen lauter Musik gleich beschweren oder gar die Polizei rufen“, beteuert ein Bewohner aus der Taborstraße 7, Ecke Wrangelstraße 67. Aber die vor dem Haus grölenden rücksichtlosen Touristengruppen seien einfach nicht mehr auszuhalten. Einst befand sich hier eine klassische Eckkneipe, das „Taboreck“.
Von 2004 bis 2018 war das Erdgeschoss als Ladenwohnung vermietet. Nach Auffassung des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg handelt es sich daher um Wohnraum. Die 2019 vom Eigentümer beantragte Zweckentfremdung als Café oder Verwaltungsbüro werde derzeit geprüft, heißt es in einer Stellungnahme an das MieterMagazin. Wegen der für einen Gewerberaum typischen Ausstattung könne dies grundsätzlich auch genehmigt werden. Voraussetzung sei jedoch, dass Ersatzwohnraum in der Nähe geschaffen wird. Die Umnutzung von einer Gaststätte in eine Ferienwohnung müsse aber darüber hinaus auch bauordnungsrechtlich genehmigt werden. Dass die Räumlichkeiten bereits als Ferienwohnung vermietet werden, sei dem Bauamt nicht bekannt gewesen. „Wir werden jetzt ein Verwaltungsverfahren einleiten“, erklärt Bezirksamtssprecherin Sara Lühmann.
Betrieben wird die Gruppenunterkunft von einem gewerblichen Mieter, der im Kiez auch ein Café hat. Der Hauseigentümer, der die Wohnungen 2019 in Eigentum umgewandelt hat, ist kein Unbekannter: Sascha Klupp, Vorstand der „Inter Stadt- u. Wohnungsbau Real Estate AG“, spielt eine unrühmliche Rolle in dem Dokumentarfilm „Betongold“. Seine Aufwertungspläne für den Altbau im Milieuschutzgebiet scheiterten bislang am Widerstand der Mieter.
Birgit Leiß
22.09.2020