Berlin, Januar 1981: „In einer kalten mondlosen Nacht besetzten wir zusammen ein Haus.“ So beginnt der Roman einer Generation, die nach den 1968ern heranwuchs und sich Jahre vor der zahmen „Generation Golf“ auf den politischen Weg machte.
Ihre Radikalisierung war aus Not geboren: „Die Zeit drängte: Wir wohnten zu sechst in Zweizimmerwohnungen mit Außentoilette, verbrachten Nächte am Bahnhof Zoo mit Warten auf die ersten Zeitungen mit Immobilienbeilage.“ Die Protagonisten des Romans, fast alle aus der westdeutschen Provinz, resümieren lakonisch: „Es gab in dieser großen Stadt keinen Wohnraum für uns. Weil wir nicht wieder landen wollten, wo wir herkamen, mussten wir uns etwas einfallen lassen.“ Schon von der ersten Seite an zieht das Autorentrio den Leser in einen Strudel aus Spannung, Tragik, Witz und Poesie. Die Sprache ist mal rau, mal poetisch und driftet nie ins Sentimentale ab. „Es war ein solcher Hype um das Besetzen ausgebrochen, dass man glaubte, sich beeilen zu müssen, um dabei sein zu können.“ Nachdem starke Kraaker aus Amsterdam den versponnenen Besetzern zeigten, wie man die Stromleitungen der Nachbarn anzapft, folgte schon bald die erste Ernüchterung: „Die einen wollten unbedingt Mietverträge und die anderen die ganze Welt in die Luft sprengen.“ Vor dem Hintergrund wechselnder Erzählperspektiven schimmern die 1980er wie in einem bunten Kaleidoskop. Die Autoren beteuern: „Die Fiktion ist wahr, die Fakten stimmen.“
sb
26.11.2020