Erstmals seit vielen Jahren enthält der Wohnungsmarktbericht der Investitionsbank Berlin (IBB) nicht nur schlechte Nachrichten: Die Angebotsmieten sind leicht gesunken und der Wohnungsneubau zieht an. Der Berliner Mieterverein mahnt dennoch weitere Schritte an.
19.000 Wohnungen wurden im Jahr 2019 in Berlin gebaut. Das ist der höchste Wert seit 1998. Im Jahr 2020 wurden Mietwohnungen im Mittel zu einer Quadratmetermiete von 10,14 Euro angeboten. Nach Jahren des steilen Anstiegs ist das nun erstmals ein Rückgang um 31 Cent pro Quadratmeter.
Die Schere geht allerdings weit auseinander: Bei bestehenden Wohnungen sank der Mittelwert erstmals seit 2017 wieder unter 10 Euro, im Neubau stieg die mittlere Angebotsmiete jedoch weiter auf 15,26 Euro. Zudem ist die Innenstadt mit fast flächendeckend mehr als 13 Euro Quadratmetermiete deutlich teurer als die äußeren Stadtteile. Rund jede vierte Wohnung ist 2020 für unter 8 Euro pro Quadratmeter inseriert worden, während gleichzeitig rund 15 Prozent der Wohnungen für mindestens 16 Euro angeboten wurden. Gründe dafür sind der in den letzten beiden Jahren zurückgegangene Zuzug nach Berlin und der Mietendeckel.
Für den Berliner Mieterverein (BMV) sind die positiven Anzeichen kein Grund zur Entwarnung. „Auf dem Berliner Wohnungsmarkt spiegelt sich die Ungleichheit wider“, sagt BMV-Geschäftsführer Reiner Wild. Rund 45 Prozent der Berliner Haushalte haben monatlich weniger als 2000 Euro zur Verfügung, jeder fünfte Haushalt sogar unter 1300 Euro.
Problematisch ist für den BMV auch, dass die Preise für Eigentumswohnungen weiter ansteigen. Laut IBB muss man für den Kauf einer Wohnung im Mittel 5083 Euro pro Quadratmeter hinlegen. „Wir sind in Sorge, dass diese Preisentwicklung den Umwandlungsdruck weiter verstärkt“, sagt Wild und fordert von der Bundesregierung einen wirksamen Schutz vor der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen.
Jens Sethmann
www.ibb.de/wohnungsmarktbericht
01.05.2021