Armin Dürr und seine Frau Christa haben ihre Wohnung in einem der Blöcke der Stalinallee mit viel Schweiß und ein wenig Glück ergattert. Für 300 Stunden Schutt wegräumen und Mörtel klopfen konnte man sich ein Los in der Aufbaulotterie verdienen. Jedes dritte Los gewann.
Armin Dürr wollte unbedingt eine der modernen, komfortablen Neubauwohnungen haben, die in den 1950er Jahren gebaut wurden: „Jeden Tag bin ich auf die Baustelle und hab’ jeackert.“ Schließlich konnte das Ehepaar eine Dreizimmerwohnung mit zwei Balkonen beziehen, die es später gegen eine kleinere getauscht hat. Dort wohnen die beiden noch heute. Die Literaturwissenschaftlerin Michaela Nowotnick und der Fotograf Thorsten Klapsch, die beide selber in den „Stalinbauten“ wohnen, haben sich für ihren jüngst erschienenen Bildband mit Erstmietern und Zugezogenen unterhalten. Sie alle sind mit diesem geschichtsträchtigen Ort in besonderer Weise verbunden. Zum Beispiel Mieteraktivist Wolfgang Grabowski, einst Botschafter der DDR. 2009 organisierte er den Protest gegen den Verkauf und die Privatisierung der Wohnungen. Dass die einstigen Arbeiterpaläste längst zum Spekulationsobjekt geworden sind, ist ein trauriger Teil der Geschichte.
bl
27.11.2021