Im Streit um die richtige Mietspiegel-Methode greift ein Statistik-Unternehmen die Ausschreibung zum Berliner Mietspiegel 2023 an. Das könnte zu starken Verzögerungen bei der Erstellung führen.
Die Vorarbeiten für den Berliner Mietspiegel 2023 liegen auf Eis. Der Senat hat zwar schon ein Forschungsinstitut mit der Datenerhebung und -auswertung beauftragt. Doch ein anderer Anbieter von Mietspiegeln hat bei der Vergabekammer des Senats eine Prüfung der Auftragsvergabe vornehmen lassen, weil die Ausschreibungskriterien keine Erstellung eines qualifizierten Mietspiegels ermöglichen. Bis die Vergabekammer des Landes Berlin über diesen Einspruch entschieden hat, müssen die Arbeiten am Mietspiegel ruhen. Die Zeit wird knapp. Wie üblich sollten die Mieten zum Stichtag 1. September erfragt werden und der Mietspiegel im Mai des folgenden Jahres in Kraft treten.
Tabellen- und Regressionsmietspiegel sind zwei Methoden, um zu einem qualifizierten Mietspiegel zu kommen. Berlin hat bisher immer Tabellenmietspiegel aufgestellt. Dabei werden die Mietdaten nach Wohnfläche, Wohnlage und Baualter erhobenen und in einer Tabelle aufgeführt. Bei der Regressionsmethode wird aus den erhobenen Mietdaten zunächst eine Basismiete errechnet, und dann ermittelt, welche Wohnungsmerkmale Zu- und Abschläge in welcher Höhe bewirken. Dazu muss man weniger Daten erheben, aber mehr rechnen. In der Regel sind Regressionsmietspiegel in der Aufstellung teurer.
Seit Jahren herrscht unter Statistikern deutschlandweit ein Glaubenskrieg um die richtige Methode. Immer mehr Städte nutzen einen Regressionsmietspiegel. Dessen Verfechter greifen besonders häufig den Berliner Mietspiegel an und werten jedes Amtsgerichtsurteil, das in einem Einzelfall die Anwendbarkeit des Mietspiegels in Frage stellt, als Beweis dafür, dass der Berliner Tabellenmietspiegel insgesamt unbrauchbar sei – so zuletzt der Regensburger Professor für Immobilienfinanzierung Steffen Sebastian. Nach Ansicht des Berliner Mietervereins ist es unseriöse Panikmache, aus einem Amtsgerichtsurteil den Schluss zu ziehen, der Berliner Mietspiegel 2021 sei ungültig. Geschäftsführer Wild: „Die Mieter sind diesen Vertretern der reinen Methode vollkommen egal.“
Jens Sethmann
26.05.2022