Schon mal in der Papageiensiedlung gewesen? Wer noch nicht nach Alt-Hohenschönhausen gekommen ist, sollte einen Spaziergang durch den Kiez im Nordosten Berlins planen.
Hier können Architekturinteressierte den Spuren des Siedlungsbaumeisters Bruno Taut folgen und das schön restaurierte Mies-van-der-Rohe-Haus („Villa Lemke“) besichtigen. Naturinteressierte entdecken um den Faulen See herum ein besonderes Reservat in der Großstadt, und die kurze Distanz von hier zur Gedenkstätte Hohenschönhausen, dem ehemaligen Stasi-Gefängnis der DDR, macht deutlich, wie dicht Schönes und Schreckliches in Berlin beieinander liegen. Idylle und Entsetzen sind auch am südwestlichen Stadtrand Nachbarn. In der Villenkolonie Alsen am Ufer des Großen Wannsees steht die Sommerresidenz des Malers Max Liebermann, nur wenige 100 Meter weiter das Haus der Wannseekonferenz, wo der Holocaust geplant wurde.
Ausgehend von Berlins alter Mitte hat ein Team um Julia Brodauf einen Stadtführer herausgegeben, dem die historischen Bezirke der 1920 gebildeten Metropole Groß-Berlins zugrunde liegen. Ergänzt wurden sie um die späteren Ost-Berliner Zugänge Hellersdorf, Marzahn und Hohenschönhausen. Nach 80 Vorschlägen darf flaniert und gewandert werden, und wo der Weg zu weit ist, bieten sich das Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel an. Die geschilderten Kiezeindrücke rufen Vertrautes in Erinnerung, halten Überraschendes parat und zeigen so manches Unbekannte einer Großstadt, die immer in Bewegung und nicht aus einem Guss ist: „Berlin, das sind Monumente und Dorfanger, Gründerzeitvillen und Wohnblöcke, Narben und Neuanfänge.“
rm
27.01.2023