Bei den rund 2000 Gewobag-Mieter:innen im Gebiet Bülowstraße Ost hat sich einiger Unmut angesammelt. Es geht um unerklärliche Kostensteigerungen und verschleppte Mängelbeseitigungen, aber auch um einen Umgang mit der Mieterschaft, der gerade einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft nicht gut zu Gesicht steht.
Auf der Versammlung, zu der die Gewobag Ende März geladen hatte, ging es hoch her. „Keine unserer Fragen wurde beantwortetet“, sagte am Ende ein verärgerter Mieter im vollbesetzten Saal. Es ging um die Heizkostenabrechnung für 2020. Die meisten Mieter:innen müssen sehr viel nachzahlen, durchschnittlich rund 500 Euro, einige aber auch 2000 Euro – wohlgemerkt für einen Zeitraum noch vor der Energiekrise. Die „Mieter:inneninitiative Bülowstraße Ost“, die sich daraufhin formierte, fand heraus, dass die Teuerungen mit dem Wärmeliefervertrag zusammenhängen, den die Gewobag 2015 mit der Tochterfirma Gewobag ED abgeschlossen hatte. Obwohl bei diesem Contracting-Vertrag eine Laufzeit bis 2024 und ein festgelegter Gaspreis vereinbart wurden und obwohl die Gaspreise vor der Energiekrise fielen, gab es zum 1. Januar 2020 eine sprunghafte Erhöhung des Grundpreises – teilweise auf mehr als das Zwanzigfache. „Uns wurde vor Abschluss des Wärmeliefervertrages zugesichert, dass es durch die Umstellung nicht teurer würde“, erklärt eine Mieterin.
Doch dies ist nicht die einzige Schieflage. Von der Gewobag werden Schreiben wochenlang nicht beantwortet, die Heizung fällt mehrmals im Jahr aus und Reparaturen werden nur nach erheblichem Druck ausgeführt. Von einem „inakzeptablen Umgang“ und einer „mangelhaften Kommunikation“ ist in einem Offenen Brief der Mieter:inneninitiative an die Geschäftsführung der Gewobag die Rede. Die Forderungen: transparente Abrechnungen, eine unabhängige Überprüfung des Contracting-Vertrags und feste Ansprechpersonen für die Mängelmeldungen. Gefordert wird außerdem eine Optimierung der Heizungsanlage noch vor dem nächsten Winter. Viele Wohnungen haben noch Einrohrheizungen.
Die Gewobag-Sprecherin verweist auf Anfrage lediglich darauf, dass die Wärmepreise der Tochterfirma immer noch deutlich unter dem Marktniveau liegen. Über die Richtigkeit der Abrechnung sagt das nichts aus. „Es liegt bis heute keine nachvollziehbare Abrechnung vor“, erklärt Sebastian Bartels, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, der die Initiative unterstützt.
Bigit Leiß
26.04.2023