Zur Architektur des Nationalsozialismus fallen einem zuerst monumentale Renommierbauten und von Größenwahn getriebene Stadtumbau-Pläne ein. Die Ausstellung „Macht Raum Gewalt“ zeigt aber nicht nur die bekannten Fotos, Modelle, Pläne und Filmdokumente des Berliner Olympiastadions, des Flughafens Tempelhof oder des Nürnberger Reichsparteitagsgeländes, sondern lenkt den Blick auch auf die Alltagsbauten der Diktatur: Kasernen, Luftschutzbunker, Rüstungsfabriken, Baracken und Konzentrationslager.
Die Nazi-Bauten wurden zum großen Teil von Dienstverpflichteten, Zwangsarbeiter:innen, Kriegsgefangenen und Häftlingen ausgeführt, die auf Baustellen oder in Steinbrüchen unter unmenschlichen Bedingungen schuften mussten. Betrachtet wird nicht nur die Zeit von 1933 bis 1945 in Deutschland und den besetzten Gebieten, sondern auch parallele Entwicklungen in anderen Ländern sowie die Kontinuitäten nach dem Krieg. In 150 Kurzbiografien von Planern, Architekten und Funktionären wird nachgezeichnet, wie manche trotz tiefer Verstrickung in die verbrecherische Baupolitik der Nazis ohne große Probleme weiter Karriere machen konnten. In vielen westdeutschen Städten wurden die Chefsessel der Planungsämter mit Ehemaligen des Generalbauinspekteurs und Rüstungsministers Albert Speer besetzt – in West-Berlin stieg Speers Abteilungsleiter Hans Stephan 1956 zum Senatsbaudirektor auf.
js
Macht Raum Gewalt – Planen und Bauen im Nationalsozialismus, Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin, Dienstag bis Sonntag 11 bis 19 Uhr, bis 16. Juli, Eintritt frei.
Info und Begleitprogramm:
www.adk.de/macht_raum_gewalt
26.05.2023