Im November 2022 hat Queerhome*, die bundesweit erste Wohnraumberatungsstelle für queere Menschen eröffnet. Träger ist der Sonntags-Club e.V. Das MieterMagazin sprach mit Kathrin Schultz, die das Projekt zusammen mit einem Kollegen leitet.
Foto: Nils Richter
MieterMagazin: Wie kam es zur Einrichtung der Beratungsstelle?
Kathrin Schultz: Ausgeschrieben wurde sie von der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung. Der Bedarf ist seit Jahren bekannt. Wir wurden von Anfang an überrannt mit Anfragen.
MieterMagazin: Warum braucht es eine spezielle Beratungsstelle für queere Obdachlose?
Kathrin Schultz: Wir verstehen uns als Schnittstelle zwischen der sozialen Wohnhilfe und der queeren Szene. Queere Menschen sind in besonderer Weise von Wohnungslosigkeit betroffen. Beim Coming Out oder der Transition (Geschlechtsangleichung, Anm. d. Redaktion) brechen oft familiäre Strukturen weg. Auch Brüche im Berufsleben sind häufig. Die Konzepte der Wohnungslosenhilfe müssen dringend überarbeitet werden. Derzeit gibt es kaum queersensible Notübernachtungsstellen. Das Schlafen in einem Mehrbettzimmer ist für Nicht-Binäre und Transpersonen ein großes Problem.
MieterMagazin: Das heißt, zu Ihnen kommen vor allem Menschen, die auf der Straße leben?
Kathrin Schultz: Nein, Schwerpunkt sind zwar Wohnungsnotfälle, aber wir sind für alle Fragen rund ums Wohnen ansprechbar, auch wenn es um Diskriminierung in der Nachbarschaft oder inklusive Wohnformen geht. Wir machen auch Fortbildungen und Sensibilisierungs-Workshops, zum Beispiel für Verwaltungsmitarbeiter:innen.
Birgit Leiß
Geusenstraße 2 (Lichtenberg),
10317 Berlin
Tel. 030 / 658 67 861 (erreichbar montags 10 bis 12, mittwochs 14 bis 16 Uhr, ansonsten Anrufbeantworter)
E-Mail: queerhome@sonntags-club.de
Homepage: www.queerhome.de
29.06.2023
