Regisseur Florian Opitz, 50, gibt denen eine Stimme, die keine Lobby haben, etwa mit seinem prämierten Debut „Der große Ausverkauf“ (2007) über die globalen Folgen der Privatisierung, fokussiert auf einzelne Schicksale. Mit „Capital B – Wem gehört Berlin?“ ist ihm eine fünfteilige, unterhaltsame und berührende Spurensuche gelungen durch die einst von ihrem Stadtoberhaupt als „arm, aber sexy“ gepriesene, inzwischen vom Immobilienkapitalismus gebeutelte Stadt.
1990, der Sommer der Anarchie machte den Anfang, schon waren die Mythen geschaffen: das Eldorado der Clubkultur, billige Mieten, billiges Leben – ein gefundenes Fressen für internationale Investoren.
„Ich bin kaputt und reib‘ mir aus / Meinen Augen deinen Staub / Du bist nicht schön und das weißt du auch“, sang Peter Fox, einer der alten Haudegen, die von der Stadt von damals schwärmen wie Dimitri Hegemann, der den Techno aus Detroit nach Berlin brachte.
Opitz findet Berliner Charaktere, alle erzählen sie vom 30-jährigen Werdegang der Stadt, von Raffgier, Gentrifizierung, Rassismus, Widerstand und Größenwahn. Und vom Verlust und der Ohnmacht, die die Wende für viele Ostdeutsche bereithielt.
eska
27.09.2023