34 Jahre nach dem Mauerfall will Berlin mit Bauwerken, die in der geteilten Stadt Geschichte geschrieben haben, wieder Weltkulturerbe werden. Mit dabei sind das Hansa-Viertel, das Corbusier-Haus – und KM II, der zweite Bauabschnitt der Karl-Marx-Allee vom Strausberger Platz bis zum Alexanderplatz. Die Stadt- und Regionalplanerin Irma Leinauer beleuchtet auf 600 Seiten mit 500 Abbildungen akribisch die Planungsgeschichte und Architektur des „roten Ku’Damms“, wie das Ensemble der Ost-Berliner Nachkriegsmoderne auch genannt wurde.
Der Sowjet-Führer Nikita Chruschtschow hatte nach Stalins Tod 1953 den Daumen über die bis dahin entstandene Trasse im Zuckerbäcker-Stil gesenkt. In Zeiten der Entstalinisierung war die Allee, die damals sogar Stalins Namen trug, nicht mehr angesagt: Ein neuer Kurs für Wiederaufbau und Architektur musste her!
So entstand KM II in der Zeit von 1959 bis 1969: spiegelbildlich ausgerichtete Häuserreihen, das Kino International, das Restaurant Moskau, die Mokka-Milch-Eisbar, das Hotel Berolina und auf den breiten Fußgängerwegen auch die gläsernen Pavillons der Begehrlichkeiten. KM II war warmes Wasser aus der Wand, Wohnungen mit zentraler Heizung und privater Innentoilette, die trotz dieses Luxus und langer Wartezeiten der Volksmund dennoch mit dem abwertenden Begriff Arbeiterschließfächer belegte.
esa
14.12.2023