Der Wohnungskonzern Vonovia legt alle Neubauprojekte auf Eis. Nach Unternehmensangaben werden dadurch 60.000 Wohnungen vorerst nicht gebaut.
Stolz führte Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch die Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) über die Baustelle der „Hygge Höfe“: In Kaulsdorf baut die Vonovia-Tochter Buwog 166 Wohnungen in Holzbauweise. Und noch am selben Tag düpierte Buch die Ministerin mit der Ankündigung, bis auf weiteres keine Neubauten mehr zu beginnen: „Wir machen alles fertig bis zum Baurecht. Und hoffen, dass sich Bauen bald wieder lohnt und rechnet. Dann wollen wir sofort wieder bauen“, sagte er zur Funke-Mediengruppe. Neben den hohen Baukosten sei auch die Debatte um einen Mietenstopp schuld an der Zurückhaltung. „Allein die Diskussion erschwert schon neue Investitionen“, so Buch.
Schon im Januar hatte Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen angekündigt, im Jahr 2023 keine neuen Bauprojekte zu beginnen. In Berlin waren davon 1500 geplante Wohnungen der Vonovia und ihrer Tochterunternehmen Deutsche Wohnen und Buwog betroffen. Nun sollen bundesweit 60.000 Neubauwohnungen auf Eis gelegt werden.
Der börsennotierte Konzern, der das Jahr 2022 mit einem Gewinn von zwei Milliarden Euro abgeschlossen hat und daraufhin 676 Millionen Euro an seine Aktionäre ausschüttete, hat sich noch nie übermäßig im Neubau engagiert. Bei mehr als 500.000 Bestandswohnungen hat die Vonovia im Jahr 2022 konzernweit nur 2071 Wohnungen errichtet. In den Vorjahren waren es jeweils deutlich unter 1500.
Mit der Bauabsage missachtet Vonovia auch demonstrativ die Neubauverpflichtung aus dem Berliner Wohnungsbündnis. „Nicht enteignen schafft wohl auch keine einzige neue Wohnung“, kommentierte der Linken-Baupolitiker Niklas Schenker und persifliert damit das übliche Argument gegen die Vergesellschaftung von Konzern-Wohnungsbeständen.
Jens Sethmann
26.10.2023