Wenn Mieter:innen eine Wohnungskündigung im Briefkasten vorfinden, ist von einem Moment auf den anderen nichts mehr, wie es war. „Das ist wie ein Faustschlag“, erinnert sich Frau Lantos aus der Bürgerstraße. Und: „Man hat kein Recht, geborgen zu sein!“
Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete haben die Perspektive von Menschen, die wegen Totalsanierung oder Abriss verdrängt wurden, unter die Lupe genommen. Wie erleben die Betroffenen die Entmietung, wie gehen sie mit der Situation um und wie kommen sie mit der Entwurzelung zurecht? Wehrt man sich? Schließt man sich mit der Nachbarschaft zusammen? Ergreift man besser gleich die Flucht? Oder resigniert man? Die 16 interviewten Mieter:innen kommen aus drei Beispielsiedlungen aus Ballungsräumen in der Schweiz. Dort setzen die Städte stark auf Nachverdichtung und Aufwertung. Im Schweizer Recht sind „Leerkündigungen“, mit denen beispielsweise bei einem Umbau des Gebäudes die Mieter:innen auf die Straße gesetzt werden können, leichter als im deutschen. Aber das noch wenig erforschte individuelle Erleben des Wohnungsverlustes lässt sich auch auf hiesige Verhältnisse übertragen.
js
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26.10.2023