Eine Degewo-Siedlung soll saniert und aufgewertet werden. Aber Bauverzug, Pfusch und vor allem die Ignoranz des Unternehmens sorgen für unzumutbare Wohnumstände. Die Mieter:innen fühlen sich von der kommunalen Vermieterin und auch vom Bezirksamt im Stich gelassen.
Nasse Wände, abgelöste Tapeten, Schimmelflecken – die Fotos, die in der Redaktion des MieterMagazins unmittelbar vor Weihnachten eingingen, zeigen unhaltbare Wohnzustände. Viele Mieter:innen im Greizer Viertel in Marienfelde müssen sie seit nahezu anderthalb Jahren ertragen.
Im Juni 2022 begann die kommunale Degewo mit dem Umbau der fünf dreigeschossigen Mietshäuser Greizer Straße 2-30 (Baujahr 1964/65): Durch Dachaufstockung sollen behindertengerechte Wohnungen mit Fahrstuhlzugang entstehen, eine Strangsanierung durchgeführt sowie Fassaden, Hauseingänge, Fenster und Balkone erneuert werden.
Aber seit Baubeginn läuft hier so gut wie nichts nach Plan. Zum einen ist das gesamte Bauvorhaben durch Insolvenz beziehungsweise Kündigung eines Bauunternehmers bereits erheblich in Verzug geraten. Zum anderen leiden die Bewohner:innen unter Baupfusch: Beispielsweise wurden Dächer abgenommen und die darunterliegenden Geschosse unzulänglich abgedeckt; nach Regentagen kommt es zu extremen Nässe- und Schimmelschäden.
„Man kann verstehen, dass so ein umfangreiches Bauvorhaben für alle Beteiligten eine Herausforderung ist. Aber das darf doch nicht zu unseren Lasten gehen“, erklärt der Mieter Ralf D.
Im Stich gelassen fühlen sich die Mieter:innen auch vom Wohnungsaufsichtsamt und der zuständigen Stadträtin des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg. Denn auf amtliche Hilfe in Bezug auf die gesundheitsgefährdende Schimmelbelastung in den Wohnungen warteten die Betroffenen vergebens.
Vor allem jedoch zielt die Kritik der Mieter:innen auf die Degewo, bei der man kaum jemanden erreicht und die ihre Zusagen nicht einhält. So sollten etwa die Feuchtigkeitsschäden in den Wohnungen bis Weihnachten beseitigt sein. Die Realität sieht anders aus: In der Wohnung einer 93-Jährigen sind nicht nur alle Wände nass. Die taubstumme Frau, die auf einen Rollator angewiesen ist, kann sich nicht einmal mehr in ihrer Küche bewegen, weil dort seit Wochen ein Entfeuchtungsgerät den Weg versperrt.
Auf Anfrage des MieterMagazins bei der Degewo zur Situation verwies deren Pressestelle sowohl darauf, dass eine neu beauftragte Baufirma die bestehenden Mängel so schnell wie möglich beseitige, als auch auf die Mietminderung von 20 Prozent, die den Mieter:innen im November 2023 gewährt worden sei.
Rosemarie Mieder
30.01.2024