Bergeweise Bauschutt, Dreck, keine Heizung, aber dafür Drohungen vom Vermieter. Mit dieser Strategie versucht ein dubioses Immobiliengeflecht seit Jahren, ein Wohnhaus zu entmieten. Aber die „Katze zeigt Kante“: Eine kleine Hausgemeinschaft stemmt sich gegen ihre Verdrängung.
Schuttberge im Hof, die den Zugang zu Fahrrädern blockieren, seit fast einem Jahr keine Heizung und von oben läuft bei Regen und Schnee Wasser die Wände hinunter bis in den Keller, weil das Dach zwar abgenommen, aber die offene Fläche nicht fachgerecht abgedichtet wurde. „Unsere Situation ist extrem prekär“, fasst eine Mieterin die Lage des Hauses Schönhauser Allee 69 zusammen. Im Laufe der zurückliegenden acht Jahre hat sie sich immer weiter verschlimmert: 2016 war das Gründerzeit-Ensemble mit Vorderhaus, Seitenflügel und Remise an ein undurchsichtiges Investorenkonglomerat verkauft und von denen die „Schönhauser Allee 69 GmbH“ gegründet worden. In Berlin wird sie durch die Geschäftsführer Itai Amir und Rom Zalel vertreten, auf Zypern gibt es eine Briefkastenfirma.
Den neuen Eigentümern, denen noch andere Häuser in Berlin gehören, ging es von Anfang an darum, die Gebäude leer zu bekommen. Langjährige Verträge für Künstlerateliers im Innenhof wurden sofort gekündigt, die anderen Mieter:innen mit allen Mitteln unter Druck gesetzt. Zur Strategie des Immobiliengeflechts gehört es, das Haus verwahrlosen zu lassen, Schäden nicht zu reparieren, Mieter:innen mit lang andauernden und systematisch verzögerten Baumaßnahmen zu schikanieren, ihnen mit völlig unrealistischen Mietsteigerungen und mit juristischen Mitteln zu drohen.
„Es ist völlig klar, dass die uns raushaben wollen“, erklärt die Mieterin, die namentlich lieber nicht genannt werden möchte.
„Das hier ist ein Renditeobjekt!“
Die Gebäude stehen bereits zu einem großen Teil leer: Von den einst 20 Mietparteien leben noch sieben im Haus. „Auch wir hätten gehen können“, erklärt die Mieterin. „Aber wir denken überhaupt nicht daran!“
„Katze zeigt Kante“ nennt sich die kleine Hausgemeinschaft, die seit Jahren das Treiben ihrer Vermieter öffentlich macht – und Verbündete sucht. Vor wenigen Wochen trafen sie sich mit Cornelius Bechtler (Bündnis 90/Die Grünen), Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Bürgerdienste in Pankow.„Ich war erschüttert, als ich die Zustände im Haus sah“, so Bechtler. „Dieser Umgang mit Mieter:innen ist nicht hinnehmbar.“ Aber die Schönhauser Allee 69 sei nicht der einzige derartige Fall in Berlin. „Um wirksam einzugreifen, müssen wir auch unsere Instrumente schärfen – und darüber eine Diskussion in der Senatsverwaltung führen.“
Rosemarie Mieder
31.01.2024