Auch die Verhängung von Zwangsgeldern bringt die Fortis Group nicht davon ab, ein Charlottenburger Mietshaus in eine Arbeiterunterkunft umzufunktionieren. In anderen Bezirken ist das Immobilienunternehmen durch rüde Entmietungsmethoden aufgefallen.
In der Friedbergstraße 28 werden freiwerdende Wohnungen seit Jahren nicht mehr regulär, sondern über einen Zwischenmieter an Monteure vermietet. Hausbewohner:innen haben beobachtet, dass die Zimmer mit einfachen Etagenbetten oder Matratzen ausgestattet wurden. Bis zu zehn Schlafplätze gebe es in den 60 bis 90 Quadratmeter großen Wohnungen, sagt Achim Goschko, der seit 45 Jahren im Haus wohnt. Zuerst seien es Arbeiter aus den Balkanländern gewesen, jetzt vor allem aus Polen. Zehn Wohnungen seien deshalb umgenutzt worden.
Wegen der Zweckentfremdung wandte er sich ans Wohnungsamt Charlottenburg-Wilmersdorf. Dort traf er auf einen engagierten Sachgebietsleiter, der Wohnungsbesichtigungen durchführte und daraufhin die Rückführung zu Wohnzwecken anordnete. Zur Durchsetzung dieser Anordnung ist nach Auskunft von Sozialstadtrat Arne Herz (CDU) bereits vier Mal Zwangsgeld festgesetzt worden.
Marco Mendler vom Vorstand der Fortis Group, bestreitet in einer Stellungnahme gegenüber dem MieterMagazin, dass ein Bußgeldverfahren anhängig sei. Er spricht von „Unregelmäßigkeiten“ eines Mieters (gemeint ist der gewerbliche Zwischenmieter): „In der tatsächlichen Umsetzung handelte unser Mieter ohne unser Wissen und ohne unsere Zustimmung“, so Mendler. Inzwischen habe man die fraglichen Mietverhältnisse beendet. Bezüglich der Neuvermietungen stehe man „im Austausch mit dem Wohnungsamt“.
Doch bis jetzt scheint das Treiben – mit wechselnden Akteuren auf der Zwischenmieterseite – munter weiter zu gehen, so Wolfgang Mahnke von der Initiative „MieterWerkStadt Charlottenburg“. Er sagt: Wenn wie hier fortgesetzt gegen das Gesetz verstoßen wird, müsse der Einsatz eines Treuhänders geprüft werden. Doch Stadtrat Herz winkt ab: Das komme nur bei leerstehendem Wohnraum in Betracht.
In Friedrichshain gibt es nach Informationen der Bezirksverordneten Gaby Gottwald (Linke) mehrere Häuser der Fortis Group, die von Entmietung, Leerstand und „Herausmodernisierung“ betroffen sind, etwa die Samariterstraße 8, Ecke Rigaer Straße 35 sowie die Lenbachstraße 7. Mehrheitsgesellschafter der Fortis Group ist das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein und das Versorgungswerk der Apothekerkammer Schleswig-Holstein.
Birgit Leiß
29.05.2024