Mit einer Anti-Abriss-Aktion wehrten sich die Mieter:innen der Jagowstraße 35 Ende April gegen die Pläne ihres Eigentümers. Soweit noch nicht von alleine gegangen, sollen die Mieter in Umsetzwohnungen übersiedeln, bis der geplante Neubau errichtet ist.
Für das zweistöckige Vorderhaus, in dem nur noch eine Mietpartei wohnt, gibt es bereits eine Abbruchgenehmigung. Die Immobilienverwaltungs GmbH, die den Moabiter Altbau 2019 gekauft hat plant hier einen Neubau mit Eigentumswohnungen und Tiefgarage. Inzwischen stehen 19 Wohnungen leer. Im Sommer 2022 wurden sie durch eine radikale Entkernung unbewohnbar gemacht. Den 17 verbliebenen Mietparteien wurde angekündigt, dass sie für 30 Monate in eine Umsetzwohnung umziehen müssen.
Die Mieter:innen haben inzwischen ein Gutachten eingeholt, das belegt, dass das Vorderhaus nicht baufällig ist. Sie fordern: aufstocken statt abreißen. Das würde obendrein zusätzlichen Wohnraum schaffen und sei klimaverträglicher als ein Neubau.
„Wir haben noch sehr günstige Mieten von unter 5 Euro, auch weil viele von uns selbst in die Wohnung investiert haben“, erklärt Armin Nadgar. Die bis heute andauernden Bauarbeiten mit erheblicher Lärm- und Staubbelastung seien nichts als Schikane. Die wohnungspolitische Sprecherin der Grünen, Katrin Schmidberger, unterstützt die Mieterschaft. Der Fall zeige, dass Lücken im Zweckentfremdungsverbotgesetz und in der Bauordnung geschlossen werden müssen. Eine Verschärfung der Abrissregeln – wie auch vom Berliner Mieterverein gefordert – sei überfällig. Der Bezirk Mitte hatte argumentiert, dass er die Abrissgenehmigung nicht verweigern könne. Der von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossene Einsatz eines Treuhänders wurde nicht weiter verfolgt.
Birgit Leiß
29.05.2024