Kein Wohnungsunternehmen hat Zeit, sich durch Hunderte von Anfragen von Wohnungsbewerbern zu wühlen. Die meisten landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sind daher schon vor Jahren dazu übergegangen, Wohnungen zu verlosen. Doch wie funktioniert das genau?
Oft ist ein Inserat nur wenige Stunden oder sogar Minuten online, bevor die Meldung kommt: „Die Bewerbungsphase ist abgeschlossen.“ Nach wie vielen Anfragen offline geschaltet wird, sei von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich, aber mehr als 50 seien es in der Regel nicht, erklärt David Eberhart, Sprecher des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). Unter diesen Anfragen werden dann durch einen automatisierten Zufallsgenerator diejenigen ausgewählt, die zur Besichtigung eingeladen werden, je nach Unternehmen 5 bis 15 Personen. Dabei wird lediglich geprüft, ob bestimmte Muss-Kriterien, etwa der Wohnberechtigungsschein, erfüllt sind. Falls anschließend alle die Wohnung anmieten wollen und auch alle die grundsätzlichen Voraussetzungen mitbringen – Haushaltsgröße, Einkommen und so weiter – entscheidet wieder das Los, wer zum Zuge kommt. Allerdings gebe es Ausnahmen, so Eberhart, denn besondere Härtefälle müssen gemäß Kooperationsvereinbarung mit dem Senat bevorzugt berücksichtigt werden.
Vorreiterin für dieses standardisierte Losverfahren war die Howoge im Jahr 2018. Der größte Vorteil neben der Arbeitsersparnis: Es wird diskriminierungsfrei vermietet. Ob ausländischer Name oder Doktortitel – in der virtuellen Lostrommel sind alle gleich.
Für diejenigen, die trotz unzähliger Bewerbungen nie zu einer Besichtigung eingeladen werden, ist das natürlich frustrierend, weiß Eberhart. Es habe auch schon vereinzelt Beschwerden gegeben, dass es sich um Fake-Angebote handele. Der BBU-Sprecher: „Das ist natürlich Unsinn.“
Birgit Leiß
27.06.2024