Spandau strebt vier weitere Milieuschutzgebiete an. Im Sommer wurden die Haushalte unterschiedlicher Straßen und zu unterschiedlichen Zeiten bebaute Gebiete zu ihrer Mietbelastung und sozialen Situation befragt.
In den Gebieten Germersheimer Platz, Freiheit, Rudolf-Wissell-Großsiedlung und Rohrdamm/Siemensdamm wird derzeit untersucht, ob die Voraussetzungen für eine soziale Erhaltungsverordnung, besser bekannt als Milieuschutz, vorliegen. Eine solche Verordnung soll die Zusammensetzung der Wohnbevölkerung schützen: Übermäßig teure Modernisierungen, Umnutzungen oder Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen werden in der Regel nicht genehmigt.
Das Bezirksamt hatte 2022/23 ein Grobscreening über 41 Planungsräume durchgeführt. „Dabei wurden fünf Planungsräume identifiziert, die für eine vertiefende Untersuchung empfohlen wurden“, sagt Spandaus Baustadtrat Thorsten Schatz (CDU). Diese wurden zu den vier Untersuchungsgebieten zusammengefasst.
Das größte Verdachtsgebiet ist Rohrdamm/Siemensdamm mit 11 000 Einwohner:innen. Es erstreckt sich vom Siemens-Werksgelände bis zum Saatwinkler Damm und umfasst Wohngebiete aus der Kaiserzeit, den Spandauer Teil der zum Unesco-Welterbe zählenden Siemensstadt und Nachkriegswohnsiedlungen. Das von 7600 Menschen bewohnte Gebiet Germersheimer Platz liegt beiderseits der Falkenseer Chaussee zwischen der Spandauer Neustadt und dem Falkenhagener Feld. Die Bausubstanz stammt größtenteils aus den 1920er und 30er Jahren – auch die expressionistische Architektur an der Zeppelinstraße gehört dazu.
Die Rudolf-Wissell-Großsiedlung im Ortsteil Staaken ist eine Anlage des Sozialen Wohnungsbaus aus den 1970er Jahren mit heute 5700 Bewohner:innen. Das Gebiet Freiheit ist hingegen von Altbauten geprägt. Es liegt an der Havel direkt gegenüber der Altstadt. 3500 Menschen leben hier.
Spandau hat sich mit dem Milieuschutz lange schwergetan. Als drittletzter Bezirk erließ er erst 2020 seine ersten zwei Milieuschutzgebiete: Neustadt und Wilhelmstadt. In ganz Berlin gibt es mittlerweile 81 Milieuschutzgebiete, in denen rund 1,2 Millionen Menschen leben.
Jens Sethmann
25.09.2024