Immer wieder landen Lithium-Ionen-Akkus und -Batterien in einer gelben oder grauen Abfalltonne. Bricht ihre Hülle, wird ein hochbrennbares Gemisch frei – Auslöser von circa 30 Bränden pro Tag, meist an Orten der Abfallwirtschaft.

Wenn es in einer der deutschen Abfallbehandlungsanlagen brennt, sind mittlerweile zu 80 Prozent Lithium-Akkus die Ursache
Foto: ALBA
Die Mitarbeiter:innen auf dem ALBA-Hof hatten noch einmal Glück: Sie entdeckten den schon brennenden Akku eines E-Bikes gerade noch rechtzeitig in der Sortiermaschine, konnten ihn mit einem Bagger greifen und in eine bereitstehende Wassertonne werfen.
„Irgendjemand hatte ihn, wohl ohne nachzudenken, in eine gelbe Wertstofftonne geworfen“, sagt ALBA-Pressesprecher Matthias Hochstätter. Was den Stromspeicher so gefährlich machte: Er war Lithium-Ionen-basiert – wie inzwischen fast alle Akkus und Batterien in gebräuchlichen Elektronik- und Elektrogeräten, also in Smartphones, Akku-Bohrschraubern, Rasenmähern und nicht zuletzt in Elektroautos und E-Scootern. Im Gegensatz zu früheren Techniken haben Lithium-Ionen Speicher entscheidende Vorteile: Sie laden schneller, halten länger und haben eine hohe Energiedichte.
„Wenn aber die Schutzhülle eines solchen Speichers beschädigt wird, zum Beispiel weil er im Entsorgungsfahrzeug mit dem anderen Müll zusammengedrückt oder von unseren Sortiermaschinen erfasst wird, kommt die Chemikalie darin mit Sauerstoff in Verbindung und das wird dann brandgefährlich,“ erklärt der ALBA-Mitarbeiter.

Etwa 30mal am Tag, so Matthias Hochstätter, brenne es in Deutschland in der Abfallwirtschaft. Eine Umfrage zeigt, dass die unsachgemäße Entsorgung von Lithium-Akkus in inzwischen fast 80 Prozent der Fälle die Ursache dafür ist, dass es in einer der Abfallbehandlungsanlagen brennt.
Das Problem ist weiter auf dem Vormarsch – auch weil sich in immer mehr Konsumartikeln Elektronik „versteckt“: in singenden Grußkarten, blinkenden Kinderschuhen, sprechendem Spielzeug, in Rauchmeldern, Lautsprechern und vielen weiteren Alltags-Artikeln, deren brenzliger Inhalt den Käufer- und Nutzer:innen gar nicht bewusst ist. Die Größen und Bauformen dieser Batterien und Akkus sind höchst unterschiedlich. Oftmals sind sie mit der Kennzeichnung „Li“ oder „Li-Ion“ versehen – verpflichtend ist das für die Hersteller allerdings noch nicht.
Genau wie aller Elektro- und Elektronikschrott gehören die Lithium-Speicher weder in den Restmüll noch in die Wertstofftonne, sondern müssen in entsprechende Sammelstellen des Handels oder auf Recyclinghöfe gebracht werden. Denn falsch entsorgt geht auch von kleinen Alltags-Artikeln ein hohes Brandrisiko aus – und das durchaus schon in Abfallbehältern auf dem Hof, im Haus oder in den eigenen vier Wänden.
Belgien verbietet E-Zigaretten wegen Lithiumbatterien
„Was uns besonders große Sorgen macht, sind die E-Zigaretten“, sagt der ALBA-Pressesprecher. Sie werden in aller Regel mit Lithium-Batterien betrieben. „Und landen viel zu oft einfach im nächstbesten Mülleimer!“ Achtlos weggeworfen können die Vaper verheerende Brände verursachen. Das hat Belgien als erstes EU-Land dazu veranlasst, E-Zigaretten ab Januar 2025 komplett zu verbieten.
Ein solches Verbot fordert auch die Deutsche Umwelthilfe (DHU) gemeinsam mit Organisationen wie der Bundesärztekammer und dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE).
Rosemarie Mieder
Deutlich zu oft falsch entsorgt
Nahezu 300 Millionen Lithium-Ionen-Akkus und -Batterien werden jedes Jahr von Deutschland importiert. Richtig entsorgt werden nach aktuellen Zahlen der Deutschen Umwelthilfe (DHU) nur etwas mehr als die Hälfte. Die Sammelmenge von Lithium-Ionen-Batterien liegt sogar bei nur 29 Prozent. DUH und die Entsorgungsunternehmen fordern gesetzliche Lösungen. Mehr Anreiz für die Bevölkerung dazu könnte ein Pfand auf Lithium-Ionen-Akkus und -Batterien geben.
rm
www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/elektrogeraete/lithium-batterien-lithium-ionen-akkus#gewusst-wie
28.02.2025