Wenn die Temperaturen sinken, möchten viele von uns wohnungs- und obdachlose Menschen unterstützen. Oft wissen wir aber nicht, wie diese Hilfe aussehen kann. Wir haben recherchiert und unsere wichtigsten Erkenntnisse zusammengetragen.
Vorurteile ablegen
Eine große Hürde für viele von uns ist der fehlende zwischenmenschliche Kontakt zu wohnungs- und obdachlosen Menschen. Ein wichtiger Schritt ist deshalb, die eigenen Vorurteile zu erkennen, zu hinterfragen und abzubauen. Nehmen wir den Menschen vor uns als gleichwertig wahr? Das ist wichtig, um tatsächlich auf Augenhöhe miteinander sprechen zu können. Unser Kollege Thomas engagiert sich ehrenamtlich in einer Berliner Notfallstelle und weiß ein wenig mehr darüber, was die Wünsche der auf der Straße lebenden Menschen sind, von denen jeder seine eigene Geschichte hat. Er macht dabei die Erfahrung, dass die Menschen häufig unter Einsamkeit leiden und ein „offenes, nicht aufdringliches oder gar wertendes beziehungsweise forderndes Ohr” brauchen. Ohne eine böse Absicht projizieren wir allzu oft unsere eigenen Vorstellungen auf andere Menschen und denken daher, wir wüssten, was sie brauchen. Erst in einem offenen Gespräch haben wir die Chance zu erfahren, ob jemand in diesem Moment überhaupt Unterstützung braucht und wenn ja, welche er sich wünscht. Ein kleines Engagement mit großer Wirkung kann somit sein, offen zu sein, zuzuhören und dabei die Würde der Menschen zu wahren.
An den Kältebus denken
Eine Unterstützung in der kalten Jahreshälfte kann es sein, den Kältebus der Berliner Stadtmission zu rufen. Dieser ist jedes Jahr zwischen dem 1. November und 31. März zwischen 19 und 3 Uhr unterwegs. Telefonisch erreichbar ist er zwischen 20 und 2 Uhr. Die Kältehilfe bittet die Anrufer jedoch vorher sicherzugehen, dass die Person, für die Sie anrufen, die Hilfe wirklich annehmen möchte. Sonst fährt der Kältebus vergeblich hin und kann in dieser Zeit anderen Menschen nicht helfen, die die Hilfe dringend brauchen. In Berlin hat der Kältebus oft so viel zu tun, dass es zu langen Wartezeiten kommen kann. Es ist daher sinnvoll abzusprechen, ob der oder die Bedürftige in dieser Zeit an dem Ort bleiben kann oder ob der Bus zu einer anderen Stelle fahren soll. In akuten Notsituationen, in denen die Person beispielsweise überhaupt nicht mehr ansprechbar ist, sollten Sie grundsätzlich nicht den Kältebus, sondern den Notruf 112 rufen.
Eine Übersicht relevanter Telefonnummern in Berlin:
- Kältebus (20 bis 2 Uhr): 0178 5235838
- Wärmebus: 0170 9100042
- Notübernachtung für Frauen und Männer, getrennt: 030 3912722
- Notübernachtung für Frauen und Männer, getrennt: 030 3749950
- Aufnahmehaus für Frauen, Paare und Männer, getrennt: 030 68893121
- Sinnvoll und nach Bedarf spenden
In der Winterzeit und besonders kurz vor Weihnachten rufen viele Hilfsorganisationen zu Geld- und Sachspenden auf und es ist erfreulich, dass viele Menschen mit ihrer Spende helfen möchten. Bei Sachspenden sollten Sie jedoch auf deren Unversehrtheit achten. Leider beklagen Hilfestellen immer wieder, dass Kleidung in sehr schlechtem Zustand abgegeben wird. Das kostet die – meist ehrenamtlichen – Helfer:innen viel Zeit und bringt ein schlechtes Gefühl mit sich. Am besten fragen Sie vorab, was aktuell benötigt wird. Die Hilfestellen berichten, dass den Menschen neben Kleidung vor allem Hygieneartikel besonders wichtig sind. Zum Beispiel Zahnbürste und -pasta, Deodorant, Binden oder Tampons. Da obdachlose Menschen oft keinen regelmäßigen Zugang zu sanitären Einrichtungen haben, können hier beispielsweise Feuchttücher zur Überbrückung sehr nützlich sein.
Eine Übersicht, wo Sie Sach- und Geldspenden abgeben können:
Berliner Stadtmission: Sach- und Geldspenden
Berliner Bahnhofsmission: Geld- und Sachspenden. Es wird gebeten, bei Sachspenden vorab zu erfragen, was benötigt wird.
Berliner Tafel: freut sich sowohl über Sachspenden, zum Beispiel in Form von Einweghandschuhen, Desinfektionsmittel, Gemüsekisten als auch über Geldspenden.
Berliner Caritas: Geldspenden
Berliner Obdachlosenhilfe e.V:. Sachspenden mit aktueller Bedarfsliste.
Dock Nord – Verein für suchtfreies Leben Eigeninitiative e.V.: Die stationäre Essensausgabe benötigt laufend Geldspenden für die Küche
HVD Tagestreff für Obdachlose und Bedürftige in Lichtenberg: Es kann Kleidung für Männer, Schuhe, Brillen, Medikamente und Verbandsmaterial (natürlich keine abgelaufenen) gespendet werden. Bitte auf den Zustand achten.
Karuna: Großer Sachspendenaufruf. Außerdem geben sie jeden Tag 10 Euro an obdachlose Menschen aus, wofür Geldspenden gesammelt werden.
Lebensmittel-, Zelt- & Schlafsack- sowie Geldspenden können auch über das Magazin fiftyfifty weitervermittelt werden.
Schlafplatzorga versucht, obdachlosen Menschen in Berlin eine temporäre Unterkunft bei Unterstützer*innen zu organisieren. Kontakt über Facebook.
Tierhilfsnetzwerk Berlin in Pankow: Eine Liste der gewünschten Sachspenden für Tiere obdachloser und bedürftiger Menschen ist hier zu finden.
04.11.2022