Wilhelm Laumann kämpft als Bezirksleiter des BMV in Neukölln gegen Verdrängung und für bezahlbare Mieten – er hat einiges erreicht und vieles erlebt.
Was sind eigentlich die Aufgaben eines Bezirksleiters? „Im Grunde kann man selbst entscheiden, wie man die Aufgabe ausfüllen will“, sagt der Neuköllner Wilhelm Laumann. „Verpflichtend ist nur die Teilnahme an der monatlichen Beiratssitzung, auf die man sich natürlich vorbereiten muss.“ Außerdem ist er als Bezirksleiter Ansprechpartner für die Mitglieder vor Ort. „Die Mitglieder können sich jederzeit an mich wenden und ich versuche zu helfen, wo ich kann“, sagt Willi. Wo er nicht helfen kann, vermittelt er sie weiter: „Zum Beispiel an unsere Rechtsberatung, denn ich selbst bin kein Jurist.“
Meist beschäftigt sich Willi jedoch nicht mit Einzelfällen, sondern arbeitet vor allem daran, die Rechte von Mieter:innen zu stärken. Mit Miet- und Wohnungspolitik kennt er sich aus und auf der Ebene seines Bezirkes ist er per Du mit den entscheidenden Leuten: „Mit Jochen Biedermann, dem Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, und dessen Team, telefoniere ich zweimal die Woche“, erzählt Willi und lacht. So sitzt der 68-Jährige zum Beispiel auch als Bürgerdeputierter im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wohnen in der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln. Außerdem ist er Mitglied der Lenkungsgruppe Aktion Karl-Marx-Straße, dem Beteiligungsgremium im Sanierungsgebiet.
Die Aktiven im Bezirk treffen sich einmal im Monat
Eingetreten in den Berliner Mieterverein ist Willi Laumann bereits 1981, zu „Besetzerzeiten“ wie er sagt. Wenig später ist er Mitglied in der Bezirksleitung in Neukölln geworden. Zur Erinnerung: Um 1980 herum waren in West-Berlin Hausbesetzungen leerstehender Häuser ein ebenso beliebtes wie umstrittenes Mittel des Protests. „Ich bin in den BMV eingetreten, weil ich damals selbst Unterstützung gegen meinen Vermieter brauchte, aber auch weil ich die Interessen der Mieter:innen gegenüber der Politik vertreten will“, sagt Willi. Da er in der Baubetreuung gearbeitet hat – und dies auch neben seiner Rente heute immer noch tut – hat er auch beruflich immer mit dem Thema Bauen und Wohnen zu tun. Die Bezirksleitung macht er allerdings ehrenamtlich wie alle anderen Bezirksleiter:innen auch.
Wenn nicht gerade Corona ist, trifft sich Willi einmal im Monat mit den aktiven Mitgliedern in seinem Bezirk zum Bezirksgruppentreffen in den Räumen der Aktion Karl-Marx-Straße in der Richardstraße, um die aktuellen Themen zu diskutieren. „Aktuell findet der Austausch eher über die sozialen Medien statt“, berichtet Willi. „Ich hoffe, dass wir uns bald wieder persönlich treffen können.“ In Neukölln sind natürlich bezahlbare Mieten, Verdrängung und Gentrifizierung wichtige Themen – wie auch die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. „Sobald ein Haus verkauft wird, haben die Mieter:innen Angst, dass der neue Eigentümer versucht, die angestammten Mieter:innen zu verdrängen.“ Auf der bezirklichen Ebene arbeitet Willi im Mietenbündnis Neukölln mit. Dort treffen sich unterschiedliche Mieten-Initiativen einmal im Monat, um sich über Aktivitäten abzustimmen.
„Dass wir die Milieuschutzgebiete durchsetzen konnten, freut mich sehr“
Was ihm an der Bezirksleitung am meisten Spaß macht? „Wenn der Bezirk in Neukölln für ein Gebäude tatsächlich das Vorkaufsrecht ausübt und das Gebäude nicht an eine renditeorientierte Fondsgesellschaft geht, dann freut man sich natürlich“, sagt Willi. „Genauso wenn es um Bebauungspläne geht und es uns im Rahmen der kooperativen Bauleitplanung gelingt, sozialen Wohnungsbau zu sichern.“
Umgekehrt ärgert es ihn natürlich, wenn er gemeinsam mit den Mieter:innen um ein Vorkaufsrecht kämpft und es kommt dann nicht zustande, weil die rechtlichen Rahmenbedingungen einfach nicht gegeben sind. Stolz ist er darauf, dass er mit dem Mietenbündnis Neukölln dafür gesorgt hat, dass praktisch der gesamte Norden von Neukölln zu Milieuschutzgebieten geworden ist. „Wir sind anfangs mit unserer Forderung auf wenig Gegenliebe gestoßen“, erinnert sich Willi. „Das hat sich geändert, seit Biedermann Stadtrat ist. Dass wir die Milieuschutzgebiete durchsetzen konnten, freut mich sehr.“
15.09.2021