Betr.: MieterMagazin 11/05, Seite 22, Birgit Leiß: „Volle Dröhnung?“
Spaß auch ohne Lärm
Frau Leiß schreibt, „in einer Schlafstadt“ wolle „schließlich niemand wohnen“. Wie bitte? Dieser Satz ist überflüssig, ebenso die „Feststellung“, „gegenseitige Rücksichtnahme und Toleranz“ könnten Konflikte lösen. Frau Leiß möge doch bitte „gegenseitig“ erläutern, denn lärmüberdrüssige, lärmgeschädigte, ruhebedürftige – was ihren Wohnraum angeht – und ruhige Bewohner dieser Stadt müssen nicht zu „Rücksichtnahme“ aufgerufen werden. Wir jedenfalls sind überglücklich, dass wir nicht in der Simon-Dach- oder ähnlichen Straßen wohnen müssen. Wir haben volles Verständnis für Ein- und Beschränkungen (Wer glaubt denn noch an „mündige Bürger“ im öffentlichen Raum?), wenn es mit Respekt für andere Bedürfnisse und Einsicht nicht klappt. Um sich wohl zu fühlen und Spaß zu haben, braucht man nicht laut zu sein und die Freiheit anderer einschränken und sie belästigen.
K. Berger u.a., per E-Mail
Betr.: MieterMagazin 11/05, Seite 26, Reiner Wild: „Berliner Mietspiegel 2005“
Der Mietspiegel ist ein Skandal
Angesichts des erneuten starken Anstiegs der Mieten ist es ein dringliches Bedürfnis, die Mitglieder des BMV und alle Bürger über die Wirkungen des neuen Mietspiegels zu informieren und ihnen Rat und Hilfe zu geben, wie sie sich bei den bereits vorliegenden oder noch zu erwartenden Mieterhöhungsverlangen verhalten sollen. Leider wird der Beitrag von Reiner Wild diesem Anliegen nicht gerecht. Außer der Aussage, dass der Senat erneut einen „Vermietermietspiegel“ erstellt hat, finde ich kaum eine politische und soziale Bewertung des neuen Mietspiegels. Auch gibt es keinen Hinweis für die Bürger, wie sie auf Mieterhöhungsverlangen reagieren sollen. Dafür werden im Überfluss Zahlen und statistische Aussagen gebracht, die zwar als allgemeine Durchschnittswerte stimmen mögen, aber für die Bürger nichts bringen. Die Zahlenspielerei lenkt von der Grundaussage ab, dass der Sozialabbau nicht nur bei Hartz VI, im Gesundheitswesen und bei den Renten stattfindet, sondern auch zunehmend bei den Mieten. Berlin mit seiner angeblich sozial ausgewogenen Politik macht da keine Ausnahme. Ich betrachte es als einen Skandal, dass die Senatorin für Stadtentwicklung wie ihr Vorgänger den Mietspiegel gegen den ausdrücklichen Protest der Interessenvertreter der Mieter in Kraft gesetzt hat und damit eine Politik befördert, die für Millionen Menschen dieser Stadt sozial immer unerträglicher wird. Die Durchschnittszahlen verbergen auch, dass die unteren Werte der jeweiligen Mietspiegelfelder deutlich stärker steigen als die Mittel- und Oberwerte, so dass die Mieten der preiswerten Wohnungen am stärksten steigen und die sozial Schwächsten damit am stärksten belastet werden.
Vor allem vermisse ich aber den Rat an die Berliner, jedes Mieterhöhungsverlangen genau zu prüfen, denn nicht wenige Vermieter fordern Mieten, die nach dem Mietspiegel 2005 überhöht sind und gesetzliche Forderungen zum Teil ignorieren. Das gilt im großen Umfang zum Beispiel für die gesetzliche Pflicht, Zinsverbilligungen für Modernisierungskredite von der ortsüblichen Miete abzusetzen. Alle Mieter sollen bedenken, dass jede vorschnelle, ungeprüfte Zustimmung zur Mieterhöhung die Mieten in die Höhe treibt und dazu führt, dass der nächste Mietspiegel wiederum neue Spielräume für die nächste Mietsteigerung eröffnet.
E. Bienert, 10243 Berlin
Informationen zum Umgang mit Mieterhöhungen und zum Mietspiegel finden sich in unserem Infoblatt 20, auch erhältlich in den Beratungszentren und der Hauptgeschäftsstelle.
Die Redaktion
Betr.: MieterMagazin 12/05, Seite 9, Rainer Bratfisch: „Fahrradverkehr: Neue Radwege gefordert“
Rauf auf den Damm
Wahrscheinlich nehmen Sie selten am öffentlichen Verkehr teil, sonst würden Sie wissen, dass die Disziplinlosigkeit der meisten Radfahrer nicht zu überbieten ist. Ob auf der Straße, entgegen der Fahrtrichtung, unter Missachtung der Ampelregelung, auf dem Fahrradweg entgegen der Fahrtrichtung mit unangemessener Geschwindigkeit, auf dem Bürgersteig, in Bahnhofsdurchgängen, ja selbst auf Bahnhöfen der U- und S-Bahn wird mit dem Rad gefahren. Ich habe den Eindruck, dass mit dem Kauf eines Drahtesels der Rest der Bevölkerung, ob mit oder ohne Kraftfahrzeug, als Hindernis betrachtet wird. Deshalb keine neue Finanzierung neuer Radwege, sondern rauf auf die Straße, denn nur in Gefahr verhält man sich vorsichtig und lernt dazu.
Albrecht S. Schnabel, 12203 Berlin
MieterMagazin 1+2/06
12.11.2017