Die Plattenbauten im Bezirk Marzahn-Hellersdorf sind besonders hellhörig. Im Oktober 2004 beauftragte die Wohnungsbaugesellschaft Marzahn deshalb eine Sicherheitsfirma, für „Ruhe im Revier“ zu sorgen. Seitdem patrouillieren täglich von 18 bis 3 Uhr zwei „Lärmpolizisten“ durch Marzahn.
Nach zwei Jahren „Lärmpolizei“ zieht das Wohnungsunternehmen eine positive Bilanz: Fast 4000 Mal wurden die Security-Mitarbeiter gerufen. Es gab 293 Ermahnungen, 60 Abmahnungen und – nach mehrmaligen Beschwerden – 33 Kündigungen, letztere allerdings immer in Kombination mit anderen Gründen. In neun von zehn Fällen entschuldigten sich allerdings die Ruhestörer und der Fall war erledigt. Durchschnittlich kommt die „Lärmpolizei“ im Monat etwa 140 Mal zum Einsatz – Tendenz: abnehmend. Erika Kröber von der WBG Marzahn führt den Rückgang der Beschwerden vor allem auf die erzieherische Wirkung der „Lärmpolizei“ zurück. Ein Anruf genügt, und zwei speziell geschulte Security-Mitarbeiter stehen vor der Tür des Ruhestörers. Oft können diese die Lage besser beurteilen als die betroffenen Mieter. „Meist können wir deeskalierend eingreifen und die Ruhestörer recht schnell überzeugen“, so ein Mitarbeiter der Sicherheitsfirma.
Die Vorteile für die Mieter liegen auf der Hand: Das Problem wird meist sofort behoben, lange Verfahrenswege, Beschwerden und Anzeigen entfallen. Dem Mieter entstehen außer den Telefongebühren keine Kosten. Die Dienstleistung wird auch nicht über die Betriebskosten abgerechnet, sondern in vollem Umfang vom Wohnungsunternehmen getragen. Die WBG führt eine aktuelle Übersicht der notorischen Ruhestörer.
Inzwischen patrouilliert auch im Märkischen Viertel von 16 bis 3 Uhr (am Wochenende bis 4.30 Uhr) im Auftrag der Gesobau ein Security-Team – hier allerdings im Jeep und mit deutlich erweiterten Kompetenzen. Das Team achtet auch auf Vandalismus und illegale Sperrmüllablagerungen. Im Durchschnitt muss das Team im Monat 500 Mal aktiv werden. Gründe sind auch hier vor allem Ruhestörungen. Auch das Wohnungsunternehmen Gewobag hat mittlerweile einen Sicherheitsdienst engagiert.
Rainer Bratfisch
MieterMagazin 1+2/07
Lärmbeschwerden sind zurückgegangen:
Security-Mitarbeiter in Marzahn
Foto: Christian Muhrbeck
15.04.2013