Zwei Fotobände erinnern an die 70er und 80er Jahre in Berlin: Verfallene Mietshäuser, Hof- und Straßenfeste, Demonstrationen, militärische Aufmärsche.
Für „Bilder aus Kreuzberg“ hat das Kreuzberg-Museum Fotos von Jürgen Henschel ausgewählt. Er dokumentierte als Fotograf der Tageszeitung „Wahrheit“ die wechselvolle Geschichte Berlins ab Ende der 60er Jahre bis kurz vor dem Mauerfall. Bekannt geworden mit dem Foto des erschossenen Benno Ohnesorg vor der Deutschen Oper 1967, hielt er APO-Demonstrationen gegen Mieterhöhungen ebenso fest wie den Zerfall des Quartiers rund um das Kottbusser Tor in den 70er Jahren und die folgende Besetzerbewegung.
Harald Hauswald, auch er Fotograf, lichtete Alltagssituationen aus dem „Leben vor dem Mauerfall“ in der Hauptstadt der DDR ab: alte gezeichnete, junge schüchterne, aber auch Menschen voller Lebenslust vor der Haustür zerfallener Häuser.
Die Bilder aus den so unterschiedlichen Lebensräumen zeigen auch Gemeinsamkeiten: Die Fotografen betrachteten das System, in dem sie lebten, kritisch und hielten Distanz zu den Menschen vor ihren Objektiven – bringen ihnen aber auch Sympathie entgegen.
cl
MieterMagazin 1+2/07
Ost-Berlin. Leben vor dem Mauerfall,
Jaron Verlag 2005, 12 Euro
Jürgen Henschel – der Fotograf der „Wahrheit“. Bilder aus Kreuzberg 1967 bis 1988, 10 Euro, Kreuzberg Museum/Berlin,
Story Verlag 2006
Harald Hauswald/Lutz Rathenow
18.07.2013