Die Eigentümerin des Wohnhauses Lützowplatz 2-18 versucht nun mit der Brechstange, den Abriss des Hauses durchzusetzen: Die Mieter erhielten Kündigungen zum 31. August 2007. Der Berliner Mieterverein (BMV) hält den Kündigungsgrund allerdings für anfechtbar.
Seit acht Jahren versucht die Eigentümerin Dibag, das von ihr ersteigerte Haus abzureißen, um an seiner Stelle – in unmittelbarer Nähe zur CDU-Bundeszentrale, neuen Nobel-Wohnvierteln und Botschaften – einen deutlich profitableren Neubau zu errichten. Die Wohnanlage wurde 1979 bis 1983 im Rahmen der Internationalen Bauausstellung nach Plänen des Architekten Oswald Mathias Ungers errichtet. Die Front zum lauten Lützowplatz wirkt etwas abweisend, doch hat jede der 80 bis 110 Quadratmeter großen Sozialwohnungen eine 30 Quadratmeter große, nach hinten gelegene Terrasse. Auch deshalb wollen die Mieter ihre bezahlbaren Wohnungen nicht aufgeben.
Obwohl seit Jahren nicht neu vermietet wird und die Instandhaltung zu wünschen übrig lässt, sind von den 84 Wohnungen heute noch 20 bis 30 vermietet. Im November erhielten die standhaften Bewohner eine Kündigung wegen „mangelnder wirtschaftlicher Verwertbarkeit“. Die Sanierung der Baumängel sei teurer als Abriss und Neubau.
Nach Einschätzung des BMV steht die Kündigung „auf tönernen Füßen“, so Rechtsberater Thomas Fischer-Lück. „Die Begründung ist auf ein Gefälligkeitsgutachten gestützt, das zudem nicht schlüssig ist.“ Er hält es für zweifelhaft, dass die Baumängel so groß sind, dass das Haus nicht mehr zu vertretbaren Kosten gerettet werden kann. Die Mieter könnten, wenn sie wollten, den schon angekündigten Klagen im Prozess durchaus etwas entgegensetzen. Vor Gericht wäre der genannte Kündigungsgrund umfassend zu prüfen.
Jens Sethmann
MieterMagazin 1+2/07
Den verbliebenen Bewohnern in den Ungers-Häusern wurde jetzt gekündigt
Foto: Jens Sethmann
15.04.2013